Taymaz Khoshhal (11) spielte sich mit seiner Geige in die Herzen der Schweizer Fernsehzuschauer. Der Bub aus dem Iran war einer der Protagonisten des SRF-Films «Die Kinder von Babel», der vergangenen Mai ausgestrahlt wurde.
Der Film begleitete sechs Kinder mit Migrationshintergrund aus dem Luzerner Quartier Babel, wie sie im Rahmen eines Integrationsprojekts für ein klassisches Konzert probten. Der Höhepunkt: ein grosser Auftritt in der Zürcher Tonhalle.
Familie lebt in Unsicherheit
Inzwischen ist das Scheinwerferlicht erloschen – und Taymaz und seine Familie droht die Realität einzuholen. Die Sans-Papiers fürchten die Abschiebung in den Iran, aus dem Vater Reza (45) 2008 mit seinem damals zweijährigen Sohn geflohen war.
Seit das Bundesamt für Migration ihr Asylgesuch abgelehnt hat, leben die beiden in einer Notunterkunft in Luzern, weil eine Wegweisung in den Iran mangels eines Rückübernahmeabkommens derzeit nicht möglich ist.
Kanton soll Härtefallgesuch annehmen
Nun hat sich ein Unterstützungskomitee gebildet, das dafür kämpft, dass Taymaz und Reza endlich legal in der Schweiz leben dürfen. Das Komitee, hinter dem der Verein Asylnetz Luzern und Freunde der iranischen Familie steht, hat eine Online-Petition lanciert, die den Kanton Luzern auffordert, das Härtefallgesuch der beiden Sans-Papiers anzunehmen. In wenigen Tagen sind über 1300 Unterschriften zusammengekommen.
Geigenlehrerin und Regisseurin kämpfen für Taymaz
Unter denen, die sich für den Verbleib von Taymaz und seinem Vater einsetzen, befindet sich die Geigenlehrerin des Buben. Die beiden Iraner seien mit ihrer offenen Art sehr gut integriert und engagierten sich vielerorts, sagt Sania Helbig. «Ich finde Menschen, die sich so einsetzen, sollten nach so einer langen Zeit auch offiziell ihren Platz bekommen», schreibt sie auf der Petitions-Website.
Auch Lena Mäder, die Regisseurin des Films «Die Kinder von Babel», und die Schule, die Taymaz besucht, engagieren sich dafür, dass er und sein Vater in der Schweiz bleiben dürfen.
Dass die Resonanz so gross ist, habe man nicht erwartet, sagt Eliane Amstad vom Asylnetz Luzern. «Das zeigt deutlich, dass es viele Menschen gibt, denen das Schicksal der beiden am Herzen liegt.» Taymaz kenne den Iran nur aus Erzählungen, könne Persisch weder lesen noch schreiben.
Sein Vater sei in der Schweiz einer evangelischen Freikirche beigetreten und deshalb im Iran von Verfolgung bedroht. «Eine Rückweisung wäre unmenschlich und möglicherweise gefährlich», ist Amstad überzeugt.
«Ich möchte in der Schweiz ein Leben aufbauen»
Reza Khoshhal möchte vor allem eins: Sicherheit. Neun Jahre lang sei er unter enormem Stress gestanden – auf der Flucht, während des Asylverfahrens, nun als Sans-Papier. «Ich möchte mit meinem Sohn hier in der Schweiz ein Leben aufbauen, arbeiten und Geld verdienen.» Denn als Sans-Papier ist ihm das nicht erlaubt, er und sein Sohn leben von 20 Franken Nothilfe pro Tag.
Nun setzt er alle Hoffnung auf das Luzerner Migrationsamt. Es entscheidet in den kommenden Wochen, ob Taymaz und sein Vater aus humanitären Gründen in der Schweiz aufgenommen werden. Auf Anfrage von BLICK will sich Amtschef Alexander Lieb mit Verweis auf das laufende Verfahren zum Fall nicht äussern.