Die Kräfteverhältnisse scheinen klar: auf der einen Seite die Luzerner Pensionskasse als Vermieterin – Eigentümerin von 2900 Wohnungen und 66'000 Quadratmetern Gewerbefläche. Auf der anderen Seite: Rentnerin Heidi Menger (70), die 15 Jahre lang eine der Wohnungen der Pensionskasse in Ebikon LU gemietet hat.
Ein konfliktfreies Mietverhältnis, das mit der Wohnungsübergabe Anfang Oktober sein Ende hätte finden sollen. Hätte.
Schlüssel für Bastelraum verloren
Denn: Bei der Übergabe kommt zutage, dass Menger einen von drei Schlüsseln für einen Bastelraum verloren hat – vor Jahren.
Der Ersatzschlüssel würde keine 20 Franken kosten. Doch die Pensionskasse geht rabiat gegen die Rentnerin vor. Lässt wegen des einen Schlüssels das gesamte Schlosssystem austauschen – und stellt daraufhin eine Rechnung über 560 Franken. Ihr Mietkautionsdepot will die Pensionskasse zudem nicht freigegeben, solange die Rechnung nicht beglichen wird.
Sohn bekommt Wind von der Abzocke
Die Seniorin protestiert. Das Auswechseln des Schlosssystems hält sie für unverhältnismässig und den Preis dafür viel zu hoch. «Selbst wenn jemand den Schlüssel finden würde, käme er damit nicht weit», sagt sie. Man erkenne am Schlüssel nicht, zu welcher Überbauung er gehöre. Die Luzerner Pensionskasse bleibt aber hart.
Dann bekommt Mengers Sohn Marco (42) Wind von der Sache. Er ist Jurist einer renommierten Anwaltskanzlei in Zürich. «Als ich die Forderung gesehen habe, war ich baff, wie unverfroren hier Geld von meiner Mutter verlangt wurde», sagt er zu BLICK. Bei der Rechnung für das Auswechseln des Schlosses wurde schlicht der Zeitwert-Abzug unterlassen. «Wir sprechen hier von einer professionellen Verwaltung, die das genau wissen sollte», so Menger.
Pensionskasse rudert schnell zurück
Er weiss: Die Rechnung für seine Mutter dürfte nicht höher als 113 Franken betragen, auch die Blockierung des Mietkautionsdepots sei unverhältnismässig. «Die Kaution ist schlicht ein ungerechtfertigtes Druckmittel», sagt er.
Überrascht ob der professionellen Gegenwehr, lenkt die Pensionskasse sofort ein. Reduziert die Rechnung von 560 Franken auf 113 Franken und verspricht, das Mietkautionsdepot freizugeben.
Vermieter unter Verdacht
«Meine Mutter hatte Glück, dass ich ihr helfen konnte. Doch nicht alle haben einen Juristen oder Anwalt zur Seite», sagt der Sohn. Er vermutet, dass Vermieter genau wüssten, bei welchen Mietern sie überhöhte Forderungen stellen können: «Ältere Personen und Rechtsunkundige scheinen hierfür beliebte Ziele.»
Ein Vorwurf, den die Luzerner Pensionskasse «entschieden» zurückweist. Gegenüber BLICK räumt sie allerdings ein, bei der Rechnungsstellung einen Fehler gemacht zu haben. «Als wir darauf aufmerksam gemacht wurden, haben wir uns sofort entschuldigt und eine neue Rechnung geschickt», sagt Reto Tarreghetta, Geschäftsführer der Pensionskasse, zu BLICK.