Paul K. flüchtete nach dem Banküberfall mit der Seilbahn – seine Frau fiel aus allen Wolken
Das ist der Rigi-Räuber

Die Frau von Bankräuber Paul K. wusste, dass ihr Mann Geldsorgen hat. Einen Bankraub hätte sie ihm jedoch nie zugetraut, da er zu schwach und weich für eine solche Tat sei.
Publiziert: 14.07.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:08 Uhr
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Paul K. (54) überfiel die Kantonalbank in Weggis.
Foto: Zvg
Anian Heierli

Die Festnahme war spektakulär. Die Polizei verhaftete am Dienstag auf der Rigi einen mutmasslichen Bankräuber und transportierte ihn mit der Gondelbahn ins Tal (BLICK berichtete). Jetzt zeigen Recherchen: Der Gefasste ist Paul K.* (54). Die Ermittler vermuten, dass er die Kantonalbank in Weggis LU überfallen hat.

Skrupellos und ungeschickt

Das Vorgehen des Familienvaters aus Luzern war skrupellos – und äusserst ungeschickt. Mit Sonnenbrille, Cap und Hoodie, aber ohne Maske bedrohte er die Angestellten mit einer Pistole. Nach seiner kurzen Flucht sitzt der Bankräuber nun in Untersuchungshaft.

Die Ehefrau (43) des Täters steht unter Schock. Mit verschränkten Beinen sitzt sie auf dem Gästebett in der ehelichen Wohnung und streichelt ihre Abessinierkatze: «Mein Mann hatte Geldsorgen. Momentan sind viele Rechnungen offen. Sein Motiv waren vermutlich Rückstände.»

Seit sie die Fahndungsfotos sah und mit der Polizei sprach, zweifelt die Ehefrau nicht mehr an der Schuld ihres Mannes. Fassen kann sie es trotzdem nicht: «Paul ist liebevoll. Auch im Umgang mit meiner Tochter, die nicht sein leibliches Kind ist.»

«Ich kenne nicht alle Seiten von Paul»

Eigentlich sei er zu schwach und weich für einen Bankraub. Ihre erschreckende Erkenntnis: «Ich kenne nicht alle Seiten von Paul.» Die Ehefrau beteuert, dass sie vom geplanten Überfall nichts wusste. Sie erfuhr erst am Dienstagabend von der Polizei davon. Vier Männer in Zivil klingelten. Als sie öffnete, drangen sie gewaltsam ein: «Das war beängstigend. Die Herren wiesen sich als Beamte aus und durchsuchten alles.» Sie seien aber freundlich gewesen.

Am Tag danach ist sie wütend auf ihren Mann. Aber: «Ich will zu ihm halten und hoffe auf ein mildes Strafmass.» Scheidung? Kein Thema. Sie fragt sich: «Warum sagte er nichts? Ich weiss von unseren Schulden. Meine Tochter ist krank, die Arztbesuche kosten viel Geld.» Sie hatte keine Ahnung, dass die Last auf den Schultern von Paul K. derart schwer wog. «Ich hoffe, es geht ihm gut. Noch durften wir nicht telefonieren.»

Wegen der laufenden Ermittlungen macht die Polizei zurzeit keine Angaben zum Bankraub und zur Waffe. BLICK weiss, dass Paul K. zu Hause keine Pistole hatte. Vermutlich besorgte er sich diese erst letzte Woche, als er den Überfall plante. Der selbständige Dentaltechniker war seit einigen Tagen nicht am Arbeitsplatz erschienen. Laut einem Nachbarn fuhr er sonst immer in einem silbernen BMW vor – seinem späteren Flucht­wagen.

*Name der Redaktion bekannt

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