Die Auswilderung im eidgenössischen Wildtierschutzgebiet Huetstock oberhalb der Melchsee-Frutt sei ohne Probleme verlaufen, sagte Daniel Hegglin, Geschäftsführer der Stiftung Pro Bartgeier, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Den Tieren gehe es gut.
Obwaldera kam aus der Österreicher Eulen- und Greifvogelstation Haringsee und Marco aus dem estnischen Zoo Tallinn nach Obwalden. Sie sind rund drei Monate alt und können noch nicht fliegen. Ihr neues vorläufiges Zuhause ist eine rund 20 Meter breite Nische unter einem Felsvorsprung rund 2000 Meter über Meer.
Die Stiftung hat aus der Auswilderung ein kleines Happening gemacht, wie Hegglin weiter ausführte. Rund 350 Personen hätten daran teilgenommen. Sie durften einen Blick auf die jungen Bartgeier erhaschen und erhielten Informationen zum Auswilderungsprojekt.
Die Bartgeier werden in ihren ersten Woche in Freiheit überwacht. Als Nahrung wird ihnen vom Wildhüter gesammeltes Aas hingeworfen. Im Alter von rund vier Monaten dürften sie zu fliegen beginnen. Wie Hegglin ausführte, lernen die jungen Bartgeier das Fliegen ohne Eltern meist problemlos und im selben Alter.
Bereits jetzt machten sie erste «Flugübungen», so Hegglin. In dem sie mit den Flügeln schlagen, bauen sie die nötige Muskulatur auf. Die ersten Flüge würden dann noch häufig von Bruchlandungen gebremst. «Aber das entwickelt sich dann recht schnell», sagte Hegglin.
Der Bartgeier, der sich vor allem von den Knochen toter Huftiere ernährt, war lange zu Unrecht als Lämmerdieb verschrien. 1913 war er im ganzen Alpenraum ausgerottet.
Vor rund 30 Jahren startete in der Schweiz mit einer ersten Auswilderung in Graubünden die Wiederansiedlung des Vogels, dessen Kopf ein dunkler, borstiger Bart ziert. In Obwalden werden seit 2015 Tiere ausgewildert.
Nach Angaben der Stiftung Pro Bartgeier haben sich seither in den Schweizer Alpen in 26 Territorien Brutpaare gebildet. Insgesamt seien 138 Bartgeier geschlüpft.
Allerdings stammen viele Bartgeier in den Alpen von wenigen Bartgeiern aus dem Zuchtprogramm ab. Die genetische Vielfalt sei tief, teilte die Stiftung Bartgeier mit. Inzuchtprobleme könnten den Erfolg der Wiederansiedlung beeinträchtigen.
Die Stiftung Pro Bartgeier wildert deshalb gezielt Jungtiere aus, die aus genetischen Linien stammen, die noch wenig vertreten sind. Obwaldera und Marco erfüllten diese Voraussetzungen, wie die Stiftung Pro Bartgeier mitteilte.
Die Patenschaft für die diesjährige Auswilderung übernahmen die Obwaldner Gemeinden und der Kanton Nidwalden. Die Namen Obwaldera und Marco setzten sich in Wettbewerben durch.
(SDA)