Schweizer Seilzieher gewinnen bei «Wetten, dass..?»
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Aussenwette in Stans:Schweizer Seilzieher gewinnen bei «Wetten, dass..?»

Die Stanser Seilzieher am Tag nach dem grossen Triumph bei «Wetten, dass..?»
«Wir waren noch gar nicht im Bett!»

30 Jahre nach der grossen Schmach zeigte es der Seilziehclub Stans-Oberdorf allen. Vor über 13 Millionen Zuschauern zogen die acht Seilzieher am Samstagabend die Stanserhorn-Bahn zehn Meter den Berg hinauf. Am Tag danach sind sie überglücklich – und müde.
Publiziert: 26.11.2023 um 15:38 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2023 um 15:44 Uhr
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Christian Zumbühl (27), Käser, Samuel Gräni (28), Maler-Gipser, und Simon Kaiser (29), Zimmermann (v.l.n.r.).
Foto: zVg
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Sandro ZulianReporter News

Beeindruckend fit klingen die beiden Stanser Seilzieher Samuel Gräni (28) und Christian Zumbühl (27), als sie am Sonntagvormittag mit Blick telefonieren. «Wir waren noch gar nicht im Bett! Wir sind direkt vom Feiern aufs Stanserhorn an die Jodlermesse gefahren», sagen die beiden und lachen. Um dahin zu kommen, fuhren sie mit der gleichen Bahn, die sie kurz zuvor den Berg – wie sie selbst sagen – «obsi» gezogen haben. 

Die Mannen schafften am Samstagabend, in der vorerst letzten Ausgabe der legendären Unterhaltungsshow «Wetten, dass..?», das schier Unfassbare. Während der Dernière von Moderator Thomas Gottschalk (73) zogen die acht Seilzieher vor den Augen von über zwölf Millionen Menschen die sieben Tonnen schwere Stanserhorn-Bahn zehn Meter weit die Geleise hoch. «Krasser als die Wissenschaft erlaubt», jubilierte Aussenmoderatorin Hazel Brugger (29) in Stans NW. 

«Wenn das nicht reicht, sind wir angeschmiert»

Ein Kraftakt sondergleichen, sagt der Käser Christian Zumbühl: «Beim Einhaken tauschten Samuel und ich einen intensiven Blick aus. Dann wussten wir, dass wir bereit waren.» Die Wette stand auf äusserst wackligen Beinen, sagt Zumbühl: «Nach neun Metern drückte ich mit meinen Beinen, doch es ging absolut nichts mehr. Wir sind sogar ein bisschen heruntergezogen worden.»

Dann, auf den letzten Zentimetern, seien die jungen Mannen über sich hinaus gewachsen. «Ich dachte: ‹Wenn das jetzt nicht reicht, sind wir angeschmiert›», sagt Samuel Gräni am Tag danach. Wie sie sich nach dem Triumph fühlen, sei kaum in Worte zu fassen, so der Trainer: «Es ist ein absolut geniales Gefühl. Ein Gefühl von Glück, das man gar nicht beschreiben kann.»

Als sie später auf der Bühne in Stans gefeiert wurden, gab es nur eines, fügt Zumbühl an: «Alles einsaugen, solange es geht.» Der Kater sei aber bereits spürbar – gemeint ist aber lediglich jener in den Beinmuskeln. «Unser Masseur hatte gestern nach der Wette einiges zu tun.»

Videokassette führte zum grossen Wettversuch

Während des Gesprächs mit Blick kommt noch ein dritter Seilzieher an den Hörer. Simon Kaiser ist mit 29 Jahren einer der Ältesten im Wett-Team der Stanser. Er erzählt, wie es zur Neuauflage der Seilziehwette gekommen ist: «Wir hatten eine Videokassette des Auftritts von 1993 zu Hause. Meine Mutter sagte, wir sollten die schauen.»

Irgendwann hatte er die Idee, den Wettversuch neu aufzulegen. «Jetzt ist uns klar, warum dieser Versuch über 30 Jahre lang nicht gewagt wurde. Es muss wirklich alles zusammenpassen, damit das klappt», sagt Kaiser. Trotz aller Bescheidenheit genossen die Seilzieher das Bad in der Menge, sagt Christian Zumbühl: «Heute Vormittag auf dem Stanserhorn klopften uns wildfremde Menschen auf die Schulter. Das ist ein wunderbares Gefühl.» 

Die Arbeit wartet

Die Nacht steckt den Dreien nicht in den Knochen. Noch nicht. Dass sie bislang den Weg ins Bett noch nicht gefunden haben, hat einen einfachen Grund. «Wir wissen: Wenn wir ins Bett gehen, ist es bald ‹morgen›. Und morgen ist alles vorbei.»

Wer glaubt, der Käser Zumbühl, der Maler-Gipser Gräni und der Zimmermann Kaiser ruhten sich jetzt auf ihren Lorbeeren aus, irrt. Blaumachen steht nicht zur Debatte, sagt Christian Zumbühl: «Wir gehen am Montag zur Arbeit. Und auch das Festgelände muss noch aufgeräumt werden!»

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