Im Herbst geht Walter Hauser (60) frühzeitig in Pension. Der Höhepunkt in seinem langjährigen Einsatz steht dem erfahrenen SonntagsBlick-Reporter aber erst noch bevor: Am 20. August öffnet in Glarus-Ennenda das Anna Göldi Museum.
235 Jahre nach der Hinrichtung von Anna Göldi (1734–1782), der «letzten Hexe der Schweiz», freut sich Hauser über diesen «Meilenstein»: «Endlich haben wir mitten in Glarus einen Ort, an dem wir diese tragische Geschichte der Öffentlichkeit präsentieren können.»
Erstmals wird der gut dokumentierte Prozess der 1782 hingerichteten Dienstmagd mit interaktiven Elementen dargestellt. Und zwar im denkmalgeschützten Hänggiturm mitten im Kanton. Besonderes Gewicht bekommen dabei das Thema Menschenrechte sowie der noch immer aktuelle Kampf gegen Justizwillkür und Amtsmissbrauch. «Wir zeigen, wie selbstherrlich Justiz und Politik damals in unserem Land handelten», sagt Hauser. «Und wie Menschenrechte noch heute vielerorts mit Füssen getreten werden.»
Vor zehn Jahren sorgte der Journalist mit neuen Erkenntnissen zum tragischen Fall der Sennwälder Magd für Aufsehen: Sein Sachbuch «Der Justizmord an Anna Göldi» belegte durch bisher unbekannte Originaldokumente, wie das Todesurteil im Jahr 1782 von einem Glarner Geheimgericht gefällt wurde, das gar nicht zuständig war.
Göldi wurde zu Unrecht beschuldigt, das Kind ihres Dienstherren, des Arztes und Richters Jakob Tschudi vergiftet zu haben. Tschudi wiederum soll verbotenen «fleischlichen Umgang» mit Göldi gehabt haben. Ein Geständnis wurde ihr unter Folter abgezwungen.
«Ich habe mir nicht nur Freunde gemacht»
2008 erfolgte nach langem Ringen die Rehabilitierung von Anna Göldi durch den Glarner Landtag – die erste weltweit. Treibende Kraft waren Hauser und die Anna-Göldi-Stiftung, die bereits 2007 ein entsprechendes Gesuch gestellt hatten. Im ersten Anlauf wurde es jedoch abgelehnt.
Das Glarnerland kämpfe noch immer mit dem historischen Justizfall, wie Hauser betont. Nicht wenige im Kanton meinen, man solle das Thema endlich ruhen lassen. «Ich habe mir damit nicht nur Freunde gemacht», so Hauser, der als Jurist ausgebildet ist.
«Umso mehr erfüllt es mich mit Genugtuung, dass das Museum nun mitten im Kanton eröffnet wird.»