Es war ein ungeheuerliches Verbrechen, das Altendorf SZ vor 15 Jahren erschütterte: Patricia Wilhelm (†22) wurde eiskalt erschossen, am helllichten Tag, mitten bei ihrer Arbeit im Reisebüro. Trotzdem wurde der Täter nie geschnappt. Nun wird ihr Fall heute Abend bei «Aktenzeichen XY ... ungelöst» neu aufgerollt.
Es ist der 27. Februar 2004, als Patricia Wilhelm wie gewohnt zur Arbeit geht. Ihre Stelle beim Reisebüro Arrow Tours hat sie erst vor vier Wochen angetreten. Sie wird bereits geschätzt und geniesst grosses Vertrauen. Ihre damalige Chefin ist in den Ferien, während die junge Frau allein auf den Laden aufpasst.
Patronen aus den 50er-Jahren
Zur Tat kommt es am Nachmittag. Ermittlungen zeigen: Patricia Wilhelm wird zwischen 15.45 und 16.15 Uhr ermordet. Der unbekannte Täter feuert zwei Schüsse aus einer Handfeuerwaffe auf sie ab. Die Patronenhülsen werden sichergestellt. Die Kantonspolizei Schwyz bestätigt, dass die Hülsen alt sind: «Sie stammen aus den Jahren 1952 und 1956 und haben das Kaliber 7,62 x 25 mm Tokarev oder 7,63 mm.»
Wenige Minuten nach dem Mord entdecken zwei Kundinnen eine Blutspur. Sie alarmieren umgehend die Polizei. Die Beamten finden die Reisebüro-Angestellte und können nur noch ihren Tod feststellen. Der Täter ist geflüchtet. Im ersten Moment erscheint das Verbrechen wie ein klassischer Raubmord, da eine schwarze Geldkassette mit 1000 Franken fehlt. Doch es kommen immer mehr Indizien dazu, die für ein Beziehungsdelikt sprechen.
Notizbuch wurde gestohlen
Patricias Wilhelms Notiz- und Adressbuch fehlen. Auffällig ist zudem, dass sie wenige Stunden vor dem Mord versucht, ihre Chefin zu erreichen, um ihr etwas Wichtiges mitzuteilen. Ebenso wollte sie einer Freundin einige Tage zuvor etwas anvertrauen. Die Kantonspolizei Schwyz hält sowohl ein Raubmord als auch ein Beziehungsdelikt für möglich. Kommunikationschef Florian Grossmann sagt zu BLICK: «Neben dem Geld wurden auch Gegenstände gestohlen. Den exakten Tathergang kennen wir nicht mit Sicherheit.»
Jetzt hoffen die Ermittler auf die Fahndersendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst». Aber können Zuschauer nach 15 Jahren überhaupt noch helfen? Die Ermittler gehen davon aus, dass es Zeugen oder Mitwisser gibt, die vielleicht bereit sind, ihr Schweigen zu brechen. «Die spezielle, alte Munition könnte aus dem Ausland stammen», so Grossmann. Mit der internationalen Sendung erhofft man sich Antworten auf ungeklärte Fragen. Das Kaliber 7,62 x 25 mm Tokarev wurde in der ehemaligen Sowjetunion entwickelt. Die Polizei kann aber nicht sagen, ob es sich bei der Tatwaffe um einen Revolver oder eine Pistole handelt.
Mutter des Opfers: «Wir können nicht abschliessen»
Die Angehörigen von Patricia Wilhelm wollen endlich Klarheit. Auch 15 Jahre nach der Tat hat ihre Mutter grosse Mühe über den Verlust ihrer Tochter zu sprechen. Sie sagt zu BLICK: «Wir hoffen, dass der Täter gefunden wird. Man kann so nicht abschliessen.» Für sie ist die Zusammenarbeit mit der Schwyzer Polizei und der Sendung «Aktenzeichen XY ... ungelöst» enorm wichtig. «Ich hoffe, dass so ein Türchen aufgeht», sagt sie. «Soweit ich weiss, gibt es keine neuen Spuren.»
Die Informationen zu diesem «Cold Case» werden am Mittwoch um 20.15 Uhr vom ZDF ausgestrahlt. Der Schwyzer Kripo-Chef Stephan Grieder und Staatsanwalt Paul Schmidig sind zu Gast in der Sendung. Für Hinweise gibt es eine Belohnung von 5000 Franken.