Spektakuläre Aktion in Nottwil LU
Dieses Haus muss wegen neuer Strasse zügeln

Ungewöhnliche Lösung: Anstatt es abzureissen, wurde ein 200 Jahre altes Haus in Nottwil 17 Meter nach hinten versetzt, um einen Strassenausbau zu ermöglichen.
Publiziert: 05.07.2024 um 16:59 Uhr
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Andere haben Umzugskartons, Landwirt Urs Bachmann packte gleich sein ganzes Haus ein.
Foto: zentralplus/mik
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Melissa MüllerRedaktorin News

Der Kanton Luzern plant, eine Strasse zwischen Neuenkirch und Nottwil sicherer zu machen. Sie soll verbreitert werden, um einen durchgängigen Fuss- und Veloweg zu ermöglichen. Ebenso sollen Zufahrtsstrassen durch Änderungen eine bessere Sicht auf den Verkehr haben und verengte Stellen ausgeweitet werden. Nur gibt es ein Problem: das Haus der Familie von Landwirt Urs Bachmann. Es stand dem Projekt im Weg – wortwörtlich. 

Um das Problem zu lösen, wurde ein Variantenstudium durchgeführt. Auch Anwohner wurden miteinbezogen. Unter anderem wurde geprüft, ob die Strasse über ein Feld gebaut werden könnte. Doch wie Projektleiter Peder Rauch «Zentralplus» erklärt, wäre dabei zu viel landwirtschaftliche Fläche verloren gegangen. 

Abriss war keine Option

Also kam die Idee, das Haus abzureissen und mit Unterstützung vom Kanton einen Neubau zu planen. Bachmann schlug dies sogar selbst vor. «Das hat sich aber erübrigt, als sich die Denkmalpflege eingeschaltet hat», erklärt der Landwirt. Da das Haus über 200 Jahre alt ist, wird es als «erhaltenswert» eingestuft. 

Also musste zu drastischen Massnahmen gegriffen werden. Das Haus wurde gezügelt – und zwar komplett. 17 Meter wurde es am Donnerstag verschoben. Und die rund 70 Leute, die sich das Spektakel anschauten, staunten: «Bei all den Leuten hier könnte man Seile ans Haus hängen und selbst ziehen», sagt einer zu «Zentralplus». «So zügeln nicht viele», meint ein anderer. 

Unklar, wie teuer die Umzugsaktion war

Die Zügelaktion an sich ging schnell vonstatten und dauerte nur rund 1,5 Stunden. Allerdings wurde sie schon seit Anfang des Jahres geplant. Denn zunächst musste der untere Teil vom Haus abgesägt werden. Dann wurden Wände durch insgesamt 18 Stützen ersetzt. Ebenso wurde das Haus durch eine Art Stahlkranz gestützt, sodass es auf Riegel gestellt werden konnte. Mit Hydraulikpumpen wurde es dann am Donnerstag schliesslich über vorab installierte Bahnen verschoben. 

Wie viel die Zügelaktion den Kanton gekostet hat, ist unklar. Für das gesamte Projekt der Strassenverbreitung stehen dem Kanton 14,8 Millionen Franken zur Verfügung. Der grösste Teil soll für den Umzug aufgebracht worden sein.

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