Als Willy Baumeler (76) aus Neuenkirch LU mit seinem Hund durch den Wald spaziert, spürt er plötzlich einen starken Schmerz in seinem linken Bein. Er guckt nach unten und erschrickt. «Ein rund 70 cm langer Pfeil steckte in meiner Wade», erzählt der Rentner Blick.
Eigenhändig zieht Baumeler das Ding aus seinem Bein. «Ich musste ein paar Mal nachfassen, bis der Pfeil endlich draussen war.»
Passiert ist der Vorfall am Dienstagnachmittag, wie «TeleZüri» berichtet. Drei Tage später kehrt der 76-Jährige mit Blick an den Ort des Geschehens zurück. Baumeler erzählt: Er und seine Jack-Russell-Dame Nora (9) spazieren durch den Sempacher Allmendwald. «Wir waren auf dem Heimweg, in Richtung Strasse.» Dann kommt es zum Pfeil-Unheil.
Trotz Schmerz schaut Baumeler aufmerksam umher. Und erblickt im Gestrüpp eine gelbe Kappe. «Da versteckte sich einer, rund zehn Meter vom Weg entfernt.» Baumeler ruft dem Unbekannten zu, er solle rauskommen.
«Er trug auch ein Messer bei sich»
Die Gestalt kommt aus dem Gebüsch heraus. Es ist ein Mann. «Ich schätze ihn auf Anfang bis Ende 20», sagt Hündeler Baumeler. Das Erscheinungsbild des Wald-Mannes lässt den Rentner erschaudern: Tarnanzug, Pfeilbogen. «Auch ein Messer trug er bei sich», sagt Baumeler.
Sofort schiesst ihm ein Gedanke durch den Kopf: «Der Typ will auf mich los.» Der 76-Jährige läuft weg. Trotz Schmerz und Angst zückt er sein Handy und schiesst ein Foto des Pfeilbogen-Mannes.
Unten auf der Strasse habe ihn der Unbekannte dann angesprochen. «Er fragte mich auf Schweizerdeutsch, ob er helfen könne. Ich antwortete, er solle mir ja nicht zu nahe kommen.»
Mit letzter Kraft hievt sich der Hundeliebhaber auf den Beifahrersitz seines Autos. «Ich fühlte mich schwach.» Später trifft die Polizei ein. Der Pfeilbogen-Mann ist noch da. Der Luzerner Polizeisprecher Christian Bertschi erklärt auf Blick-Anfrage: «Vor Ort trafen wir auf zwei Männer. Wir nahmen die Personalien und den Sachverhalt auf. Es wurde niemand festgenommen.» Aber: «Den Pfeilbogen mitsamt den Pfeilen haben wir sichergestellt.»
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«Bin schockiert, dass im Wald einer auf Leute schiesst»
Derweil bringt der Krankenwagen den verletzten Baumeler ins Spital Sursee. «Sie operierten mich noch am Dienstag. Ich verbrachte zwei Nächte im Krankenhaus.»
Noch immer plagen ihn Schmerzen, er geht an Krücken. Neben dem Schmerz ist der Senior auch psychisch mitgenommen. Das Geschehene lässt ihn ungläubig zurück: «Ich bin schockiert, dass im Wald einer auf Leute schiesst.» Sein Fazit: «Er wollte entweder mich oder aber meine Hündin Nora treffen. An einen Zufall oder Unfall glaube ich nicht. Dieser Mann tat das bewusst.»
Für die Polizei hingegen ist das nicht so klar. Sprecher Bertschi: «Ob die Person mit Pfeilbogen in Absicht handelte, ist Gegenstand der Ermittlungen.» Mittlerweile hat Willy Baumeler Anzeige erstattet. «Ich lasse das Vorgefallene nicht auf mir sitzen.» Sein Trost: «Zum Glück traf der Pfeilbogen-Mann nicht meine Nora. Sie ist alles, was ich habe. Hätte der Pfeil sie durchbohrt, wäre sie jetzt tot.»