Bei den «Knutwiler Powerdays» kam es am Samstagabend zu einem Unfall. Ein Teil einer provisorischen Tribüne stürzte ein, mehrere Menschen fielen in die Tiefe und wurden dabei verletzt, wie die Luzerner Kantonspolizei schreibt. Das Traktorziehen lockt jährlich an drei Tagen über 52’000 Besucher nach Knutwil. Die Veranstaltung gehört zur grössten ihrer Art in der Schweiz, mischt aber auch europaweit vorne mit.
Bei dem Tribünen-Einsturz mussten acht Personen mit unterschiedlichen Verletzungsgraden durch den Rettungsdienst hospitalisiert werden. Im Einsatz war auch ein Rettungshelikopter. OK-Präsident Daniel Kunz zeigt sich gegenüber Blick sauer. So hätten Leute versucht, auf die Verstrebungen zu klettern. Zudem seien zahlreiche Besucher auf der Tribüne herumgesprungen. «Dafür ist die Tribüne nicht da», sagt Kunz.
«Wenn der Beat einsetzt, springen alle nach oben
Kunz habe die Leute aufgefordert, nicht mehr auf der Plattform herumzuspringen. Bei den Besuchern habe sich eine Art Gruppendynamik entwickelt, immer mehr Personen hätten damit begonnen, auf der Tribüne herumzuhüpfen. «Anstatt mit dem Springen aufzuhören, beschimpften mich die fehlbaren Besucher als Arschloch. Das tut weh.»
Unfassbar: Wie ein Video des Livestreams zeigt, hat ein Speaker die Teilnehmenden des Anlasses gar dazu aufgefordert, zu springen. «Alle setzen sich hin. Wenn der Beat einsetzt, springen alle nach oben», so der Speaker. Daraufhin ertönt lautstark das Schlagerlied «Johnny Däpp». Die Kamera filmt, wie die Teilnehmenden hüpfen, was das Zeug hält. Plötzlich wird es aber ruhiger im Publikum. Versteinerte Minen lassen darauf schliessen, dass inmitten des Refrains die Plattform eingestürzt ist.
Blick konnte mit einer der Verletzten sprechen. Sarah S.* (29), die gemeinsam mit Freunden am Anlass war, stürzte über zwei Meter in die Tiefe und musste mit Verdacht auf Hirnschäden mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden. Im Interview mit Blick widerspricht sie den Aussagen von Kunz. «Es hat zu keinem Zeitpunkt Warnungen gegeben, dass man nicht springen sollte. Diese Behauptung ist völliger Quatsch», so S. zu Blick.
Verletzte widerspricht Veranstalter
Die Speaker hätten die Besucher eindringlich zum Hüpfen aufgefordert und immer wieder dazu animiert. Zudem hätten sie auch lange gewartet, bis die Besucher abgesessen waren, um dann hochzuspringen. Während S. und ihre Freunde der Aufforderung nicht gefolgt seien, hätten viele beim Refrain begonnen zu springen. «Plötzlich gab es einen Knall und ich habe gehört, wie das Holz brach. Daraufhin wurde mir den Boden unter den Füssen weggezogen und ich war im freien Fall.»
Beim Sturz hätte sie den Kopf an einer Metallstange angeschlagen, sich mehrere Schürfungen und Prellungen sowie eine Hirnerschütterung zugezogen. Dass der Veranstalter die Opfer nun als Täter darstelle, bezeichnet S. als «Frechheit». «Es wird so dargestellt, als wären wir selbst schuld».
Zudem hätte sie keinen Tropfen Alkohol getrunken. «Ich und meine Freunde waren alle noch fahrtüchtig und keineswegs betrunken.» S. ist nach wie vor erschüttert über den Vorfall. «Der Schock sitzt tief. Es wird bestimmt auch ein bisschen Zeit brauchen, bis ich das Ganze verarbeitet habe.» Obwohl sie starke Schmerzen habe, sei sie dankbar, dass nichts Schlimmeres passiert ist. Auf Nachfrage von Blick will Kunz seine gemachten Aussagen nicht revidieren. Er betont erneut, dass man die Besucher mehrere Male gebeten habe, nicht zu springen.
Auch Mike (17) aus dem Kanton Aargau stand am Samstag auf der Tribüne, als es plötzlich zum Einbruch kam. Sie hätten gefeiert und gejohlt, als plötzlich fünf Meter hinter ihm der Boden einstürzte. «Es gab einen Chlapf und dann fielen Menschen hinunter», so Mike zu Blick. Wahrscheinlich hätten sich zu viele Menschen auf der Tribüne befunden. «Vielleicht haben wir auch etwas übertrieben.»
Gehässige E-Mails und Anrufe
Kunz zufolge ist die Tribüne nach dem Vorfall evakuiert worden, das habe gut funktioniert. Nach dem Unfall habe er viele gehässige Mails und auch Anrufe erhalten. Man habe sich extra dafür entschieden, die Tribüne auf dieses Jahr zu vergrössern, weil es im vergangenen Jahr einen Besucherrekord gegeben habe, erklärt Kunz.
Gemäss dem OK-Präsidenten ist die betroffene Tribüne am Sonntag geschlossen. «Die Show geht seit dem Morgen aber weiter.» Alle Verunfallten, die Schürfungen und Prellungen aufgewiesen hätten, konnten nach Hause. Der höchste Sturz sei wohl aus 2,5 Metern erfolgt. Die Staatsanwaltschaft Sursee hat eine Untersuchung eingeleitet.
*Name geändert