Ein Paar Adidas Schuhe, mehrere Kopfhörer und eine Kabelschere: Auf den ersten Blick wirkt der Account auf der Plattform Ricardo ganz normal. Mitglied seit 2020 und schon über 1500 Artikel verkauft. Dazu kommt: Die Bewertungen sind einwandfrei. Es gibt keinen einzigen negativen Kommentar.
Doch der Name macht skeptisch: Fundbuero_Luzern. In jeder Beschreibung zu den angebotenen Artikeln steht explizit «Wir sind das Fundbüro der Luzerner Polizei». Bei den Gegenständen handle es sich um Fundsachen, bei denen «die Lagerungsfrist abgelaufen ist». Daher gebe es keine Garantie, keine Gewährleistung und keine Rücknahme. Versand sei ebenfalls nicht möglich. Und gezahlt werden müsse in bar.
Neben den Alltagsgegenständen wie leere Portemonnaies oder Kickboards finden sich aber auch vermeintliche Luxus-Artikel. Zum Beispiel eine Kappe von Louis Vuitton. Startgebot fünf Franken. Das Problem: Es handelt sich um ein Plagiat. «Die ist klar gefälscht», sagt Leserreporter Philipp W.* (51) aus dem Kanton Zug zu Blick.
Verkauf von Plagiaten ist eine Straftat
Der 51-Jährige und seine Frau kennen sich aus. Sie verkaufen in ihrem Geschäft verschiedene Luxus-Artikel, darunter auch Louis Vuitton. «Beim eingenähten Marken-Zettel fehlt der Datacode. Damit lässt sich das Produktionsland und das genaue Datum der Herstellung ermitteln», erklärt der Zuger Geschäftsmann. Bei der Kappe, die von der Luzerner Polizei hochgeladen wurde, fehlen diese Angaben.
Immer wieder entdecken er und seine Frau gefälschte Luxus-Marken auf Ricardo. Dass ausgerechnet die Polizei so etwas zur Versteigerung anbietet, findet Philipp W. unfassbar. Zudem gelte der Verkauf von Plagiaten ja als Straftat. Seine Frau habe die Behörde daher sofort über die Fälschung informiert.
Was sagt die Luzerner Polizei dazu? Zu den Versteigerungen via Ricardo? Zu der Fälschung? Auf Anfrage bestätigt die Behörde die Echtheit des Accounts. «Ja, das ist der Account des Fundbüros der Luzerner Polizei», sagt Urs Wigger von der Luzerner Polizei zu Blick.
Erlös fliesst in die Staatskasse
Vor Corona wurden Fundsachen durch das Betreibungsamt der Stadt Luzern im alten Ganthaus an der Bruchstrasse in Luzern versteigert. «Während der Pandemie wurden die Gegenstände nun durch das Fundbüro auf Ricardo versteigert. Dieser Account wurde beibehalten.»
Die Fundsachen werden ein Jahr lang aufbewahrt, betont Wigger. Gegenstände, die nach dieser Frist nicht abgeholt wurden, werden entweder durch das Betreibungsamt im Auftrag der Polizei oder eben auf Ricardo versteigert.
«Der Erlös fliesst in die Staatskasse des Kantons Luzern. Nichtvermittelte Gegenstände werden, je nach Zustand, gespendet oder vernichtet», erklärt der Polizei-Sprecher. vergangenes Jahr kamen so fast 120'000 Franken zusammen.
Es sah aus wie eine echte Mütze
Aber wie konnte die gefälschte Louis-Vuitton-Kappe auf der Seite landen? Wigger dazu: «Eine offizielle Echtheitsüberprüfung findet bei Fundgegenständen in der Regel nicht statt.»
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Im Falle der angeblichen Luxus-Kappe habe man im Internet recherchiert und dabei habe man einen vergleichbaren Artikel gefunden. «Aufgrund der Verarbeitung ist man davon ausgegangen, dass es sich um eine echte Kappe dieser Marke handeln dürfte.» Allerdings sei es in der Regel so, dass Markenartikel abgeholt werden, erklärt Wigger weiter. Das Inserat von der Louis-Vuitton-Mütze wurde inzwischen dank des Hinweises des Blick-Lesers gelöscht.
* Name bekannt