Die Statistik der Luzerner Polizei hat im Jahr 2023 rund 500 Fälle von häuslicher Gewalt erfasst. In den Vorjahren bewegten sich die Zahlen zwischen 320 und 419 Fällen. Für den Anstieg gibt es laut Luzerner Regierung jedoch einen Grund.
Seit 2023 werden die Zahlen nämlich erstmals gemäss Istanbul-Konvention erfasst, wie die Regierung in ihrer Antwort vom Dienstag auf eine Kleine Anfrage von Kantonsrätin Karin Andrea Stadelmann (Mitte) schrieb.
Seither werden alle Interventionen bei psychischer, physischer und sexueller Gewalt in der Familie sowie in bestehenden oder ehemaligen Partnerschaften dokumentiert – unabhängig davon, ob eine Anzeige erfolgt. Insgesamt wurden 810 Interventionen gezählt, wobei 546 Fälle ohne Anzeige blieben.
Stadelmann wollte mit der Anfrage in Erfahrung bringen, wie stark die Schutzunterbringungen des Kantons ausgelastet sind und ob die Gewalt an Frauen zunimmt. Zudem wollte sie wissen, ob auch im Kanton eine Zunahme an Femiziden an älteren Frauen feststellbar ist.
Genügend Schutzplätze in der Schweiz
Im Kanton gibt es ein Frauenhaus mit sieben Plätzen sowie weitere Notunterkünfte, beispielsweise das Haus Hagar der St. Anna Stiftung. Bei Bedarf kann auf ausserkantonale Frauenhäuser zurückgegriffen werden, schrieb die Regierung. Zwischen 2019 und 2023 konnten 54 Prozent der Frauen im Frauenhaus, 15 Prozent im Haus Hagar und 29 Prozent ausserkantonal untergebracht werden.
Die Regierung erklärte, dass in der Zentralschweiz grundsätzlich genügend Schutzplätze vorhanden seien. Diese würden jedoch auch von Frauen aus anderen Regionen genutzt, weshalb sie nicht immer zur Verfügung stünden.
In der Statistik der Luzerner Polizei werden im Jahr 2023 217 Frauen und 77 Männer als Geschädigte von Häuslicher Gewalt aufgeführt. Bezüglich Femiziden erklärte die Regierung, dass diese in der polizeilichen Kriminalstatistik des Bundes nicht gesondert ausgewiesen werden. 2023 und 2024 wurden jedoch zwei Tötungsdelikte registriert, von denen eines klar als Femizid eingeordnet werden konnte.
Neuere Statistiken zeigten jedoch, dass schweizweit überdurchschnittlich viele ältere Frauen getötet werden, so die Regierung. Das Bundesamt für Statistik erstelle im Rahmen der Istanbul-Konvention eine Zusatzerhebung zu versuchten und vollendeten Tötungsdelikten, in der auch Femizide berücksichtigt werden sollen.