So ist ist die Gondel abgerissen
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Nach Sessellift-Unfall:So ist ist die Gondel abgerissen

Trauer bei Lindt & Sprüngli: «Wir sind geschockt»
Mann (40) in Spezialklinik verstorben

Nach dem tragischen Sessellift-Unglück am Fronalpstock vom 6. Februar ist ein 40-jähriges Unfallopfer verstorben. Der Mann aus dem Kanton Zürich erlag am Mittwoch in einer Spezialklinik seinen Verletzungen.
Publiziert: 07.02.2020 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 13.02.2020 um 12:29 Uhr
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Der Sessel stürzte beim Fronalpstock ab, nachdem er in ein Windenseil prallte.
Foto: Blick

Fast eine Woche lang kämpften die Ärzte um das Leben eines 40-jährigen Mannes, der sich beim Drama am Fronalpstock auf dem Stoos lebensgefährliche Verletzungen zugezogen hatte. Nun ist das Unfallopfer gestorben, wie die Kantonspolizei Schwyz mitteilt. Der Mann sei in einer Spezialklinik seinen Verletzungen erlegen.

Es geschah am Abend des 6. Februar: Während einer Spezialfahrt war ein Sessel der Bahn Stoos-Fronalpstock abgestürzt. Vier Personen wurden bei dem Unfall erheblich verletzt. Neben dem Mann wurde auch eine 33-jährige Frau lebensbedrohlich verletzt. Sie befindet sich aber auf dem Weg der Besserung, heisst es in der Mitteilung weiter. Zwei Männer im Alter von 33 und 38 Jahren zogen sich bei dem Unglück erhebliche Verletzungen zu. Sie konnten das Spital aber mittlerweile wieder verlassen.

Grosse Betroffenheit

Die Verunglückten hatten ein Firmen-Abendessen im Gipfelrestaurant Fronalpstock, machten sich dann mit der Sesselbahn talabwärts auf den Rückweg. Kurz nach 22 Uhr kam es bei der oberen Sektion des Sesselliftes Stoos-Fronalpstock zum Unglück. Der vollbesetzte Vierer-Sessel stürzte im Gebiet Charrenstöckli rund zehn Meter in die Tiefe. Gemäss bisheriger Ermittlungen steht der Absturz des Sessels in Zusammenhang mit einem gespannten Windenseil eines Pistenfahrzeuges.

Bei den vier Verunfallten handelt es sich um Mitarbeiter des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli mit Sitz in Kilchberg ZH. «Wir sind zutiefst betroffen und erschüttert, dass unser geschätzter Mitarbeiter seinen schweren Verletzungen erlegen ist. Unsere Gedanken und unser tiefstes Mitgefühl sind bei dem Verstorbenen und seinen Angehörigen», sagt ein Sprecher der Firma. «Wir sind noch immer geschockt über den Unfall, bei dem auch weitere Teammitglieder verletzt wurden und einen traumatisierenden Vorfall erleben mussten.»

Thomas Meyer zum Sessellift-Unglück am Fronalpstock
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«Mir geht es nicht gut»:Thomas Meyer zum Sessellift-Unglück am Fronalpstock

Auch die Stoosbahnen AG sprachen in einer Mitteilung ihr Beileid aus: «Das ganze Stoosbahnen Team ist zutiefst erschüttert. In Gedanken sind wir bei ihm, seinen Angehörigen und seinem Arbeitgeber.»

Weitere sechs Angestellte des Schokoladenherstellers, die sich in zwei weiteren Sesseln (eins vorne, eins hinter dem Unglückssessel) befanden, mussten rund zwei Stunden ausharren. Sie konnten schliesslich unverletzt aus ihrer misslichen Lage gerettet werden.

Erste Saison auf dem Stoos – Strafverfahren eröffnet

Laut «Tele Züri» arbeitete der Pistenfahrzeugfahrer erst seit Oktober 2019 auf dem Stoos. Es war damit seine erste Wintersaison am Unglücksort. Er soll ein sehr junger, aber erfahrener Fahrer gewesen sein, erfuhr BLICK von den Verantwortlichen.

Mittlerweile wurde der Fahrer von der Kantonspolizei Schwyz befragt. Informationen zum Inhalt des Gesprächs gab es auf BLICK-Anfrage keine. Unterdessen sei ein Strafverfahren eröffnet worden, sagte Sprecher David Mynall.

«Wir sind zutiefst betroffen»

Bei den Stoosbahnen zeigte man sich anlässlich der Medienkonferenz bestürzt ob des Unglücks. «Wir sind zutiefst betroffen. Bevor ich nicht weiss, was zu den Umständen geführt hat, kann ich nicht beruhigt sein», sagt Thomas Meyer, Verwaltungsratspräsident der Stoosbahnen.

Am Morgen nach dem Unglück stand er im Schnee auf der Unfallstelle. Gegenüber BLICK rekonstruierte er, wie es zum fatalen Zwischenfall gekommen sein muss: «Das Pistenfahrzeug war gerade daran, Schnee wieder in die Piste zu schaufeln. Während dieser Arbeit kann es passieren, dass das Windenseil, an dem das Fahrzeug befestigt ist, auf und ab wippt.» Das sei nichts Ungewöhnliches, erklärt Meyer. In ausgerolltem Zustand kann das Drahtseil bis 400 Meter lang sein.

Bei einer dieser Wipp-Bewegungen muss das Seil den Lift touchiert und so den Sessel zum Absturz gebracht haben. «Es ist ein unglaublicher Zufall, dass das so passiert ist», sagt Meyer.

Pistenbully-Fahrer wird betreut

Der Fahrer des Pistenfahrzeugs, das in den tragischen Unfall involviert war, werde aktuell von einem Care-Team betreut. «Es geht ihm nicht gut. Das fährt ziemlich ein», so Meyer über seinen Mitarbeiter. Ob der Pistenbully-Fahrer von der Spezialfahrt der Sesselbahn wusste, ist noch nicht bekannt.

Die Strafverfolgungsbehörden haben zusammen mit der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) die Untersuchungen zum genauen Hergang des Unglücks sowie zur Unfallursache aufgenommen.

Medienkonferenz nach dem Sesselbahnunfall am Fronalpstock
19:42
In voller Länge:Medienkonferenz nach dem Sesselbahnunfall am Fronalpstock

Nicht der erste Sessellift-Unfall am Fronalpstock

Brisant: Es war nicht das erste Sessellift-Unglück am Fronalpstock. Im März 2016 stürzte bei der Bergfahrt eines leeren Vierer-Sessels auf dem Sessellift Mettlen-Fronalpstock ebenfalls ein Sessel in die Tiefe. Der Zwischenfall ereignete sich damals bei der Stütze Nummer 9. Dabei wurden sowohl Sessel Nummer 38 als auch das Förderseil beschädigt. Personen jedoch wurden keine verletzt.

Eineinhalb Jahre später, im September 2017, lag dann der Abschlussbericht der Untersuchungen durch die Sust vor. Diese kam damals zum Schluss, dass eine Windböe zum Absturz von Sessel 38 geführt hat. Durch den Windstoss wurde der Sessel entgegen der Fahrtrichtung ausgelenkt, blieb an Stütze 9 hängen und wurde so vom Sesselseil gehebelt. (rad/nl/cat)

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