Früher gings im November ruhiger zu und her. Ausser in Kriens war das Geisslechlöpfe in der Agglo Luzern praktisch ausgestorben. «Vor 30 Jahren gab es in Kriens 30 bis 40 Aktive», sagt René Duss, der für die Galli-Zunft Chlöpfer-Kurse durchführt. «Inzwischen sind es in Kriens 200 bis 300 aktive Erwachsene, hinzu kommen zahlreiche Kinder und Jugendliche.» Zudem fasst der Brauch in den Nachbarsgemeinden Fuss.
«Von Kriens aus kam das Geisslechlöpfe nach Littau», sagt Thomas Schärli. «Ich habe es 1999 von meinem Vater, der aus Kriens kommt, gelernt.» Danach hat der heutige SVP-Kantonsrat im Luzerner Stadtteil eine Chlöpferschule aufgebaut. Unterricht ist im November jeweils am Dienstag- und Donnerstagabend beim Dorfschulhaus. Am 1. Advent endet in Littau die Chlöpfer-Saison mit einem Wettbewerb. Mittlerweile wird auch in Horw, Malters oder im Luzerner Maihof- und Büttenenquartier die Geissel geschwungen.
Wieso hat der Brauch ausgerechnet in Kriens überlebt? «Wohl wegen der Galli-Zunft, die aktiv Bräuche pflegt», sagt Duss. «Und dank dem Chlöpfer-Kurs.» Diesen gibt es in Kriens bereits seit Jahrzehnten. Er findet am Montagabend beim Schulhaus Meiersmatt statt und sorgt für Nachwuchs. Den Aufschwung erklärt Duss so: «Es gibt Wellenbewegungen, mit denen Brauchtum wieder modern wird.» Aktuell sei das der Fall. «Das sieht man ja auch beim Schwingen.»
Geisslechlöpfe ist laut Duss wohl als heidnischer Brauch entstanden, um die Wintergeister länger in den Bergen zu halten. Neben Kriens ist es in der Zentralschweiz unter anderem auch in Küssnacht, im Luzerner Hinterland oder Hochdorf stark verwurzelt. Die Saison endet meist nach dem Chlausumzug.