Kiffer-Killer Beat H. (33) erstach seinen Vater
«Ich war in einer anderen Welt»

Im Wahn, ausgelöst durch Cannabis, erstach Beat H. (33) seinen Vater mit 27 Messerstichen. Heute vor Gericht suchte er nach Erklärungen: «Ich sah mich als Synonym für den Drachentöter, den heiligen Beatus.» Die Geschichte hatte er aus Wikipedia.
Publiziert: 22.08.2018 um 15:48 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:57 Uhr
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Beat H. stand vor Gericht, weil er seinen Vater erstach: «Ich war in einer anderen Welt.»
Foto: zVg
Anian Heierli

Der Fall von Kiffer-Killer Beat H.* (33) schockiert: Der Luzerner erstach am 16. Juni 2015 in Beromünster LU seinen Vater Fredy H.* (†64) mit 27 Messerstichen zu Hause in der Stube (BLICK berichtete). Die grausame Tat ist bestens dokumentiert: Er attackiert den Landwirt an der Brust, im Gesicht und am Hals. Das Opfer stirbt an einer Kombination aus Verbluten und akutem Herzversagen.

Danach wählt er den Notruf und bestellt gleich noch einen Leichenwagen! Nach seiner Festnahme im Polizeiauto murmelt Beat H. vor sich hin und lacht. Doch die Ermittler finden keinen plausiblen Grund für die Bluttat. Im Gegenteil: In der Familie gab es keinen Streit. Beat H. war ein Wunschkind, wurde geliebt. Der Automechaniker betreute Lehrlinge und galt beim Chef als gewissenhaft. 

Diagnose: «Durch Cannabis induzierte psychische Störung»

So tritt er auch heute an seiner Verhandlung vor dem Kriminalgericht auf. «Ich kann nicht erklären, warum ich es gemacht habe», sagt er mehrmals. «Ich war in einer anderen Welt.» Laut Gutachtern leidet Beat H. an einer «durch Cannabis induzierten schweren psychischen Störung». Jeden Tag griff er zum Joint. 

Fünf Tage vor der Tat bekommt er plötzlich wirre Gedanken. Er bildet sich ein, sein Vater habe die Familie vor zwanzig Jahren bei einem Gespräch gequält. «In diesen Tagen glaubte ich, er sei ein Tyrann», so der Luzerner. «Mein Familienbild war über den Kopf gestellt. Gefühlsmässig war ich überfordert.»

Beat H. liest auf Wikipedia die Geschichte des heiligen Beatus, der einen Drachen tötete. Er identifiziert sich mit der Figur: «Ich sah mich als Synonym.» Dann will er seinen Vater zur Rede stellen und sagt zu ihm: «Ech weiss jetzt gloub, wer ech be – de Beatus.» Der Vater fragt noch: «Was hesch au, Buebli?»

Staatsanwalt erinnert sich an Verhaftung

Dann dreht der Sohn durch. Im Wahn sticht er seinen Vater ab. Staatsanwalt Michael Bucher (44) war bei der Verhaftung und mehren Einvernahmen dabei. Er sagt zu BLICK: «Seine Aussagen sind glaubwürdig.» Heute sei er wieder er selbst gewesen: «Eine ruhige, etwas scheue Person.»

Seit gut zwei Jahren ist Beat H. in einer geschlossenen Psychiatrie. Regelmässig bekommt er Medikamente per Spritze. Die behandelnden Ärzte stellen ihm ein gutes Zeugnis aus. Es bleibt aber unklar, wann und wie der Automechaniker wieder in die Gesellschaft integriert wird. Ein Gutachten bestätigt die Behandlungsmöglichkeit, sieht aber eine hohes Rückfallrisiko.

Psychiatrie statt Knast gefordert

Staatsanwaltschaft Bucher steht hinter der stationären Massnahme. Er fordert keine Strafe wegen «Schuldunfähigkeit», aber eine Fortführung der therapeutischen Behandlung. Die Verteidigung schliesst sich dem an. Das definitive Urteil fällt in den nächsten Tagen.

Auch der Angeklagte ist damit einverstanden. Noch macht sich Beat H. keine Zukunftspläne. Nur eines weiss er sicher: «Ich vermisse Cannabis nicht.» Er will nie wieder kiffen. Sogar das Zigarettenrauchen hat er aufgegeben. 

* Namen bekannt

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