Ratlose Gemeindemitglieder in Schübelbach SZ. Die Kesb lässt für eine einzige Familie Sozialkosten von jährlich rund 600'000 Franken auflaufen. Diese hat die Gemeinde zu tragen.
Bei der Familie handelt es sich um eine alleinerziehende Mutter, deren Kinder fremdplatziert wurden. Die Kinder stammen von verschiedenen Vätern. Die Kosten waren schon so hoch. Dann verfügte die Kesb auch eine Fremdplatzierung der Kinder des Freundes der Mutter, wie Tele Züri schon im Mai berichtete.
Die insgesamt vier Kinder leben in Heimen und werden dort rund um die Uhr betreut. Gemeindepräsident Othmar Büeler sprach im Mai von einem «tragischen, verrückten Fall». Die Gemeinde habe einfach die Verfügung erhalten, für die Kosten aufzukommen.
Gemeinde prüft Steuererhöhung
Um auch sonst nötige Ausgaben der Gemeinde zahlen zu können, will der Gemeindepräsident eine Steuererhöhung nicht ausschliessen. Sonst könne sich die Gemeinde wegen der teuren Fremdplatzierungen «nichts mehr leisten».
Dann äusserte sich die betroffene Mutter gleich selber. Anonym schilderte sie Tele Züri im Mai, ihr Leben sei ihr «unter den Füssen weggezogen» worden. Das Gesicht mit einer Kapuze verborgen, spricht sie von einem «extremen Eingriff, der sie als Mutter komplett fertig» mache. «Von einem Schlag auf den anderen hast du nichts mehr.»
Sie sei hier für ihre Kinder, sie habe immer nach ihnen geschaut. «Ich weiss nicht, wo das Problem liegt.» Alle würden Fehler machen, das sei auch bei ihr nicht anders: «Aber ich bin bestimmt keine schlechte Mutter.»
Gerichte urteilen gegen die Mutter
Die Mutter hält sich für das Opfer einer Intrige. Die Grossmutter eines der Kinder wolle sich um ihren Enkel sorgen. Sie verstehe, dass die Bürgerinnen und Bürger von Schübelbach «sauer» seien: «Warum eine Steuererhöhung? Wir müssen büssen», sagt sie. Das Geld könne sich die Gemeinde sparen. Man solle ihr doch einfach die Kinder zurückgeben. Die Mutter nahm sich auch einen Anwalt und zog vor Gericht.
Was wirklich hinter der Geschichte steckt, das zeigen jetzt Gerichtsurteile, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Demnach lehnte das Verwaltungsgericht Schwyz im September einen Rekurs gegen die Fremdplatzierung ab. Das Bundesgericht bestätigte das Verdikt. Die Akten sprechen von einer langen Vorgeschichte und die Urteile lassen erahnen, weshalb so hohe Kosten anfallen.
Zweifelsohne sei die Mutter in ihrer Erziehungsrolle überfordert, räumte schon ein psychologisches Gutachten im September 2018 ein. Auch wenn ausser Frage stehe, dass sie ihre Kinder liebe. Den Fall ins Rollen brachte offenbar der Hund der Mutter. Termine für die Kontrolle ihres Haustiers habe sie mehrfach sausen lassen. Bis die Tierärztin ohne Voranmeldung an der Tür anklopfte.
«Massiv verwahrlost»
Polizei und Tierärztin fanden die Wohnung zugemüllt und in desolatem Zustand vor. Überall waren Abfallsäcke mit vollen Windeln. Die Kinder hatten kaum Platz zum Spielen. Schon zuvor habe sich die Lage zugespitzt. Die Mutter verweigerte Besuche der Familienbegleiterin und nahm Termine nicht wahr. Die sehschwache Tochter blieb ohne Brille und rund eineinhalb Jahre vor der Fremdplatzierung habe die Polizei frühmorgens bei einer Temperatur von 6 Grad die beiden kleinen Buben in ihrem Wohnquartier aufgegriffen – barfuss, mit herunterhängenden Windeln.
Die Fremdplatzierungen, so die Gerichte, seien rechtens. Zudem besuche die Mutter ihre Kinder in den Heimen kaum und habe kein Interesse an Gesprächen über medizinische und therapeutische Fragen. Die Kinder, so der Heimleiter, blühen im Heim richtiggehend auf und machen erhebliche Fortschritte, wird dieser von der Zeitung zitiert. Sie seien in einem «massiv verwahrlosten» Zustand in die Institution eingetreten.
Der jüngste Sohn leide unter massiven Sprachstörungen und Entwicklungsrückständen. Der erhöhte Betreuungsbedarf der Kinder erkläre, weshalb die Gemeinde Schübelbach für eine Familie so tief in die Tasche greifen muss. (kes)