Junge Urner bringen Initiative vors Volk
Neulenker-Kurse abschaffen!

Die Neulenkerkurse kosten rund 700 Franken. Der Jugend im Kanton Uri ist das zu teuer. «Die Kurse bringen nichts», so der Tenor. Sie fordern eine nationale Debatte.
Publiziert: 27.02.2017 um 00:01 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 16:08 Uhr
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Junge Urner wollen keine Neulenkerkurse mehr: Vivien Hofer (18), Fabio Affentranger (24), Michaela Brand (17) und Ralph Wyrsch (30) fordern eine nationale Debatte.
Foto: STEFANO SCHROETER
Anian Heierli

Der Weg zum Autoführerschein kostet heute gut 3000 Franken. Das ist viel Geld für junge Erwachsene. Vielen sind vor allem die zwei obligatorischen Neulenkerkurse ein Dorn im Auge. Je nach Standort und Kanton zahlt man dafür rund 700 Franken. «Das ist reine Abzocke», sagt Fabio Affentranger (24) aus Altdorf. «Zumal die Kurse nichts bringen.»

Volk entscheidet über Standesinitiative

Der Präsident der Jungen SVP Uri will die Neulenkerkurse schweizweit abschaffen. Zusammen mit seinen Parteifreunden sammelte er fleissig Unterschriften. Eine erste Hürde ist genommen: Die kantonale Standesinitiative ist zustande gekommen. Sagen die Urner Stimmbürger am 21. Mai Ja, reicht der Kanton in Bundesbern einen Vorstoss ein. Dann entscheidet die Bundesversammlung.

Heute absolvieren Neulenker die obligatorischen Kurse erst nach bestandener Autoprüfung. Für Fabio Affentranger ist dies Schikane. Der Urner spricht aus Erfahrung: «Ich hörte an den zwei Kursen nur, was jeder im Strassenverkehr weiss.» Er wird konkret: «Etwa dass Alkohol am Steuer verboten ist.» Oder: «Wie man ökologisch schaltet.»

Michaela (17) findet die Kurse unfair

So wie er denken viele Junge. «Wir haben innert Kürze über 900 Unterschriften gesammelt», sagt Affentranger. «Und zwar nicht nur bei der SVP.» Auch Michaela Brand (17) aus Altdorf, die keine Partei bevorzugt, ist genervt: «Als Lehrling arbeite ich einen Monat lang nur für die Kurse.» Das findet sie unfair: «Warum müssen nur Neulenker zum Fahrtraining, wenn es doch so wichtig sein soll?»

Ihre Kollegin Vivien Hofer (18) ist gleicher Meinung: «Die Kurse sind finanziell eine grosse Belastung für uns Junglenker.» Für sie ist klar: «Nach der bestandenen Autoprüfung ist man vorbereitet. Die zusätzlichen 700 Franken sind unnötig.»

Sekundarlehrer Ralph Wyrsch (30) aus Flüelen UR versteht die Jugendlichen. «Für sie ist Selbstverantwortung kein Fremdwort», sagt er. «Das funktioniert ohne neue Vorschriften vom Staat, die mit Kosten verbunden sind.» Der Ex-Polizist ist zuversichtlich: «Ich hoffe, dass die Urner sich gegen die Kurse aussprechen. Es braucht eine nationale Debatte.»

Wer schwänzt, verliert den Ausweis

Seit 2005 erhalten Neulenker den Fahrausweis nur noch auf Probe. Wenn sie in den ersten drei Jahren gegen das Strassenverkehrsgesetz verstossen und das Billett verlieren, ver­längert sich die Probezeit oder sie müssen gar die Fahrprüfung wiederholen.

Zudem müssen sie in der Probezeit zwei Trainings­tage besuchen, sogenannte Weiterausbildungskurse für Neulenker (WAB). Dort lernen sie, wie man gefährliche Situationen vermeidet. Zudem wird umweltschonendes und partnerschaftliches Fahren weiterentwickelt. Wer diese Ausbildung während der Probezeit nicht absolviert, verliert die Fahrberechtigung.

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