Krstan Gajic (56) wollte mit seinen Freunden vom Balkanischen Jassverein in Baar ZG nur einen Jass klopfen. Doch der Abend endete für fünf der sieben Freunde im Spital. Gegen Mitternacht stürmen zwei bewaffnete und mit Sturmmasken vermummte Männer das Klublokal und schreien: «Überfall, Geld her!» Betreiber Gajic: «Wir assen gerade Spanferkel, als die Schweine kamen.» Zuerst denkt er an einen schlechten Scherz. «Dann hat mir einer der Typen seine Pistole direkt ins Gesicht geschlagen.»
Sechs der sieben anwesenden Männer werden sofort zu Boden geprügelt. Nur Emini Nehat (55) ist gerade auf der Toilette. «Ich dachte: Gopfertami, was ist da los?» Er öffnet die WC-Tür – und schaut in den Lauf einer Pistole. «Die Räuber hatten wohl selber Angst, darum waren sie so brutal.» Die Gangster schlagen auch Nehat nieder. «Als ich am Boden lag, hat mich der Typ sogar noch getreten», sagt er. Er trägt eine Wunde am Kopf und Rippenprellungen davon.
Immerhin: Das meiste Geld übersehen die Brutalo-Räuber. Klubchef Gajic: «Sie haben 2000 bis 3000 Franken gestohlen. Die 5000 bis 6000 Franken im Tresor aber haben sie nicht entdeckt.»
Barkeeper Emin Köksan (46) glaubt, dass die Verbrecher einen Tipp erhalten haben: «Früher wurde hier ab und zu auch um ein bisschen Geld gezockt. Darum dachten sie wohl, hier sei viel zu holen.»
Die Jassfreunde glauben, dass es sich bei den Verbrechern um Kriminaltouristen aus dem Balkan handeln könnte: «Sie haben aber zu wenig geredet, als dass man den Dialekt genau zuordnen könnte.» Die Klubmitglieder bauen jetzt auf die Polizei. «Die hat super reagiert. Ich glaube, sie wird die Typen bald erwischen», sagt Klubbesitzer Gajic.
Eines der geraubten Portemonnaies ist tatsächlich in Rotkreuz ZG aufgetaucht – natürlich leer.
Die Freude am Kartenspiel haben sich die Balkan-Jasser aber nicht vermiesen lassen: «Am Tag nach dem Überfall waren wir schon wieder hier. Ausser den beiden, die noch im Spital waren», sagt Hanspeter Schraner (55), der einzige gebürtige Schweizer in der Runde. «Wenn die Typen noch mal kommen, geben wir ihnen aufs Dach!»