«Glaubensgemeinschaft» umgeht Maskenpflicht
Schwyzer Kinderparadies hüpft Polizei auf der Nase herum

Die Betreiberin eines Indoor-Spielplatzes im Kanton Schwyz ist verzweifelt. Ihr Lebenswerk soll geschlossen werden. Warum? Sie glaubt Massnahmen-Skeptikern und will weder Maskenpflicht noch Abstandsregeln.
Publiziert: 17.04.2021 um 19:22 Uhr
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Aktualisiert: 17.04.2021 um 19:36 Uhr
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Dieser Schwyzer Indoor-Spielplatz wird geschlossen. Die Betreiberin hat ihre Kunden ohne Maske eintreten und spielen lassen – seit Monaten.
Foto: Beat Michel
Beat Michel

Wie kann das nur sein? In einem Indoor-Spielplatz im Kanton Schwyz scheint die Maskenpflicht der Corona-Massnahmen nicht zu gelten. Carolina U.* (46), Gründerin und Betreiberin des Centers, hat hier alle Fäden in der Hand. Sie glaubt nicht an die Wirkung von Schutzmasken. Am Mittwoch hat jetzt die Polizei zum ersten Mal das Lokal unter die Lupe genommen. Sie traf auf einen gut besetzten Spielplatz mit vielen Kindern und Erwachsenen – die meisten ohne Masken.

Am Samstag ist das Lokal noch immer geöffnet. Und noch immer leben hier die Besucher in einer Parallelwelt, in der es keine Pandemie zu geben scheint. Im Hintergrund passiert aber einiges. Die Schwyzer Kantonspolizei hat am Mittwoch die Anwesenden kontrolliert. Sie müssen mit einer Anzeige rechnen. «Wir haben die Betreiber und die fehlbaren Besucher zur Anzeige gebracht», bestätigte Polizeisprecher Florian Grossmann auf Anfrage. Und die Schliessung? «Da sagen wir noch nichts dazu. Es ist ein laufendes Verfahren.»

Betrieb ist noch immer offen

Sicher ist: Der Einsatzleiter hat per Telefon der Chefin des Kinderparadieses eine Verfügung angekündigt, wonach der Betrieb möglicherweise zwangsgeschlossen wird. Bisher konnte die Verfügung allerdings nicht zugestellt werden. Als die Beamten vorbeikommen, ist Carolina U. nirgends zu finden. Und die Angestellten dürfen die Verfügung nicht annehmen. Es kommt sogar so weit, dass die Angestellten die Beamten anschreien, sie würden gegen das Gesetz verstossen, wenn sie den privaten Grund und Boden betreten. Drama pur. Die Polizisten ziehen tatsächlich ab.

Carolina U. ist mit den Massnahmen des Bundes nicht einverstanden. Sie glaubt, dass in der Bekämpfung der Pandemie vieles falsch läuft. Dem Blick-Reporter überreicht sie das Manifest «Der Maskenbetrug ist entzaubert» des deutschen Verschwörungsbloggers Samuel Eckert, die Abhandlung «Corona-Massnahmen im Licht des Rechts und des Risikomanagements» eines Zürcher Anwalts sowie eine Abhandlung von «Aletheia», der coronakritischen Vereinigung von Ärzten und Wissenschaftlern. Sie hat alles gelesen und kann ohne zu stocken daraus zitieren. Sie ist Mitglied im massnahmenkritischen Verband «Freie KMU» und erhält von dort juristische Unterstützung.

Ausdrücklich keine Maskenpflicht

Auf der Homepage des Spielplatzes schreibt Carolina U., dass man eine «Glaubensgemeinschaft Menschen guten Willens» sei – dies entspreche einer spontanen Glaubensgemeinschaft gemäss der Bundesverfassung. Es bestehe darum keine Maskenpflicht. Wer sich daran störe, habe keinen Zutritt.

Der Parkplatz des Betriebes ist am Wochenende wieder bis auf den letzten Platz besetzt. Die Familien unterhalten sich blendend auf Trampolins und Rutschbahnen. Der Indoor-Spielplatz ist offensichtlich sehr gefragt.

Die Besitzerin rechtfertigt ihre Regeln damit, dass ihre Kunden selber über sich entscheiden können. Carolina U. sagt: «Das Maskentragen liegt in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen. Nach Treu und Glauben gehe ich davon aus, dass diejenigen, welche keine Maske tragen, dies aus besonderen Gründen tun, gemäss Artikel 3b der Covid-Verordnung.» Ansonsten erfülle sie die Pandemie-Vorschriften: «Wir sammeln alle Kontaktdaten, und die Personenbeschränkung wird eingehalten.»

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