461 Kilometer ist Angelika Fritz von der Waldrapp-Aufzuchtstation Burghausen (D) nach Goldau gefahren. Um hier den berühmtesten Waldrapp aller Zeiten in Empfang zu nehmen: Shorty.
Mit dem eigensinnigen Waldrappweibchen in der Plastikbox fuhr die Frau vom Waldrapp-Projektleiter Johannes Fritz dann gegen Mittag die 149 Kilometer nach Radolfzell am Bodensee. An der Grenze präsentierte sie die diversen Formulare für die Ausfuhr und Einfuhr des Waldrapps.
Darauf musste natürlich auch ein Warenwert deklariert sein. «Wir haben mal 20 Euro eingesetzt», sagt Martin Wehrle, Tierarzt und Kurator des Tierparks Goldau. Er hat sich persönlich um die Pflege des am 7. Februar in Jona (AG) von Passanten geborgenen, halb verhungerten und geschwächten Vogels gekümmert.
Shorty hatte zum zweiten Mal ihren Herbstflug in den Süden verpatzt und erneut Winterquartier am Zugersee bezogen. Das hat ihr fast das kostbare Vogelleben gekostet. Denn Waldrappe zählen zu den unmittelbar vom Aussterben bedrohten Tierarten.
Jetzt hat sie Streckenflugverbot. Und wird als Bruthenne eingesetzt. Von Goldau ging es gestern Montag zum Max Planck-Institut für Ornithologie im deutschen Radolfzell. Dort haben in einer Voliere sechs Artgenossinnen den Winter verbracht.
Mit ihnen zusammen wird Shorty bereits Ende dieser Woche zurück nach Burghausen gefahren. Um dort für Nachwuchs zu sorgen. Im Herbst wird Shorty vorsorglich eingefangen und mit dem Auto ins das Winterquartier in der Toskana gebracht.
Keiner traut ihr mehr über den Flugweg. In der Schweiz soll der Vogel nie mehr überwintern. «Wie wir nun gesehen haben, geht das nicht», sagt Angelika Fritz.