Gemeinderat von Ebikon LU macht Kehrtwende
Verseuchtes Schulhaus wird nun doch geschlossen

Die Luft im Schulhaus Höfli in Ebikon LU ist mit dem Gift Naphthalin verseucht. Trotzdem sollte dort noch bis im Herbst unterrichtet werden – protestierende Eltern wurden verspottet. Jetzt macht der Ebikoner Gemeinderat eine Kehrwende.
Publiziert: 13.08.2018 um 15:22 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:45 Uhr
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Im Schulhaus Höfli in Ebikon LU sind die Schulräume giftig. Es wurden zu hohe Naphthalin-Werte gemessen. Alex Mathis, Geschäftsführer der Gemeinde Ebikon, sagte vor den Sommerferien: «Mit der Lüftung haben wir gut auf die Naphthalin-Werte reagiert.»
Foto: Flavio Razzino
Flavio Razzino

In Ebikon LU ist die Luft im Primarschulhaus Höfli massiv mit Naphthalin belastet. Ein Stoff, der früher im Bau verwendet wurde und die Atemwege der Schüler und Lehrpersonen angreift. Messungen in Ebikon zeigen: Der Naphthalin-Wert liegt dort bis zu 21-mal über dem WHO-Richtwert.

Eltern verspottet – Problem kleingeredet

Trotzdem wollte der Ebikoner Gemeinderat den Schulbetrieb im Höfli bis diesen Herbst weiterführen. Das sorgte für heftige Kritik. (BLICK berichtete)

Nicht zuletzt, weil der Gemeinderat besorgte Eltern, die ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken wollten, übel verspottet hatte. «Es gibt wie auch sonst immer Eltern, die besonders besorgt sind und andere Massnahmen ergreifen möchten», liess sich der Geschäftsführer der Gemeinde Ebikon, Alex Mathis, noch vor den Sommerferien im BLICK zitieren. Gar von «Helikopter-Eltern» war die Rede.

Spektakuläre Kehrtwende

Zu diesem Zeitpunkt behauptete der Gemeinderat auch noch, mit Lüftungsanlagen in Schulräumen könne gut auf die Naphthalin-Werte reagiert werden – der Schulbetrieb nach den Sommerferien sei unproblematisch. 

Kurz vor dem Start des neuen Schuljahrs macht der Ebikoner Gemeinderat nun aber eine spektakuläre Kehrtwende. So teilte er am Montag mit, dass das Schulhaus Höfli per sofort geschlossen werde. Die Primarschüler werden auf die umliegenden Schulhäuser verteilt, ehe sie nach den Herbstferien in ein Provisorium ziehen.

Lüftung brachte nichts

Grund: Trotz Lüftung konnte der Messwert nicht unter den WHO-Richtwert gebracht werden. Eltern von Primarschulkindern atmen auf. «Es wäre schön gewesen, hätte man uns von Anfang an ernst genommen», sagt A. S.*, Mutter eines Schülers, zu BLICK.

* Name geändert

Naphthalin ist schweizweit ein Problem

Der Stoff Naphthalin wurde vor allem in den 60er- und 70er-Jahren im Bau verwendet. Mit Naphthalin angereichertes Teeröl wurde dabei in den Fussböden als Feuchtigkeitsschutz verwendet. Heute weiss man: Der Stoff ist gesundheitsgefährdend und umweltschädlich.

Naphthalin ist jedoch nicht so gefährlich wie andere, heute verbotene Baustoffe wie etwa Asbest. Einen Nachweis, dass Naphthalin Krebs verursacht, gibt es beispielsweise noch nicht – der Verdacht steht aber im Raum und wird untersucht.

Schlimm sind jedoch die unmittelbaren Folgen einer Naphthalin-Belastung: Übelkeit, Entzündungen der Schleimhäute, Atemwegsprobleme und Verwirrtheit. Vor allem der charakteristische Teergeschmack des Gifts sorgt schnell für Unwohlsein und provoziert weitere körperliche Symptome.

Schweizweit mussten darum in den letzten Jahren einige Schulgebäude wegen des Gifts saniert oder abgebrochen werden. Vor allem, wenn Bodenbeläge in Schulzimmern erneuert werden, kann das Gift für Probleme sorgen. Im Schulhaus Höfli in Ebikon LU zum Beispiel ist der penetrante Teergeschmack des Naphthalins erst nach dem Ersatz von Bodenbelägen aufgetreten – seither gibt es auch Klagen von Kindern und Lehrern.

Alleine in der Stadt Bern wurden 2011 in 67 Schul- und Kindergartenräumen unterschiedlich hohe Naphthalin-Werte gemessen. Aber auch im Kanton Luzern mussten schon etliche Sanierungen wegen des Gifts gemacht werden – Ende Juni 2018 wurde wegen Naphthalin der Abriss eines Pavillons in der Schulanlage Grenzhof in Luzern beschlossen.

Der Stoff Naphthalin wurde vor allem in den 60er- und 70er-Jahren im Bau verwendet. Mit Naphthalin angereichertes Teeröl wurde dabei in den Fussböden als Feuchtigkeitsschutz verwendet. Heute weiss man: Der Stoff ist gesundheitsgefährdend und umweltschädlich.

Naphthalin ist jedoch nicht so gefährlich wie andere, heute verbotene Baustoffe wie etwa Asbest. Einen Nachweis, dass Naphthalin Krebs verursacht, gibt es beispielsweise noch nicht – der Verdacht steht aber im Raum und wird untersucht.

Schlimm sind jedoch die unmittelbaren Folgen einer Naphthalin-Belastung: Übelkeit, Entzündungen der Schleimhäute, Atemwegsprobleme und Verwirrtheit. Vor allem der charakteristische Teergeschmack des Gifts sorgt schnell für Unwohlsein und provoziert weitere körperliche Symptome.

Schweizweit mussten darum in den letzten Jahren einige Schulgebäude wegen des Gifts saniert oder abgebrochen werden. Vor allem, wenn Bodenbeläge in Schulzimmern erneuert werden, kann das Gift für Probleme sorgen. Im Schulhaus Höfli in Ebikon LU zum Beispiel ist der penetrante Teergeschmack des Naphthalins erst nach dem Ersatz von Bodenbelägen aufgetreten – seither gibt es auch Klagen von Kindern und Lehrern.

Alleine in der Stadt Bern wurden 2011 in 67 Schul- und Kindergartenräumen unterschiedlich hohe Naphthalin-Werte gemessen. Aber auch im Kanton Luzern mussten schon etliche Sanierungen wegen des Gifts gemacht werden – Ende Juni 2018 wurde wegen Naphthalin der Abriss eines Pavillons in der Schulanlage Grenzhof in Luzern beschlossen.

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