Eigentlich freut man sich in der Schweiz über chinesische Touristen. Sie gelten als Shopping- und Luxusfreunde mit einer Vorliebe für Parfums, Uhren und Schmuck. Im letzten Jahr gaben die Asiaten weltweit knapp 160 Milliarden Franken für Reisen aus. Chinesische Reiseanbieter haben 120 000 Europa-Touren im Angebot. Die Schweiz ist dabei auf der Beliebtheitsskala weit oben – das merkt man in diesem Sommer sogar in Ebikon LU.
Das Ziel dort ist aber keine Sehenswürdigkeit, sondern das unschlagbar günstige Asia-Restaurant Maxime. Mehrmals pro Tag werden ganze Busladungen hungriger Touristen vor dem China-Lokal abgesetzt – mit Folgen für das ganze Quartier.
Anwohner klagen über zunehmenden Lärm, Müll und Dauerstau. Manche berichten sogar von pinkelnden und spuckenden Gästen.
Im ehemaligen Quartiercafé haben die Betreiber das Angebot komplett auf die chinesischen Gäste abgestimmt. «Es ist nicht auszuhalten. Die Chinesen drängeln, schmeissen ihren Abfall auf den Boden und rotzen einfach an die Wände. Wir haben ein Chaos im Quartier, das einfach störend ist», sagt eine Anwohnerin.
Auch CVP-Gemeindepräsident Daniel Gasser (48) klagt über die momentanen Zustände: «Die Situation ist untragbar. Der Betrieb hat eine Grösse erreicht, die nicht zu tolerieren ist. Die Gästezahl muss massiv sinken, oder die Betreiber müssen sich nach einem anderen Standort umsehen.»
Ortstermin. Kurz vor Mittag, 11.30 Uhr: Vor dem Restaurant Maxime hält der erste Reisecar. Eilig steigen die Touristen aus. Die Besucher, Alte, Männer, Frauen und Kinder, stürmen hungrig die Treppe hoch ins Restaurant, setzen sich an die runden Tische. Sie essen Reis, Fleisch und Gemüse. In der Luft liegt der Duft von Speiseöl. Im Zehn-Minuten-Takt fahren weitere Cars an – im Eilschritt suchen die Touristen den Restauranteingang.
«Während der Hochsaison verköstigen wir täglich bis zu 600 Gäste. Das Menü gibt es ab fünf Franken», sagt Geschäftsführer Geng Wei (38). Er gesteht: «Auch ich wurde von diesem Ansturm überrascht. Dieses Jahr verpflegen wir mehr als doppelt so viele Personen wie im letzten Sommer.» Die Kontrolle über seine Landsleute zu behalten, ist für Wei und seine neun Angestellten schwierig. «Bei dieser Anzahl kann ich leider unmöglich alle Gäste kontrollieren», sagt der gelernte Koch und Hotelier. Doch sind die Chinesen tatsächlich so unhöflich, wie die Ebikoner behaupten? «Es gibt bei uns – wie in jeder anderen Kultur auch – einige Leute, die sich unmöglich benehmen», sagt Wei. Der Grossteil sei allerdings angepasst, bescheiden und höflich. Wei dazu: «Die Schweiz ist nicht unschuldig. Sie holt Massen von Chinesen ins Land. Doch vorbereitet ist sie nicht. Toiletten und Parkplätze fehlen. Da ist es auch kein Wunder, dass es zu Unmut kommt!»
Wei will nun mit den Gemeindeverantwortlichen zusammensitzen. Bereits hat er reagiert und einen Parkplatzeinweiser angestellt. Immerhin hat ist seither das Verkehrschaos nicht mehr so schlimm. Weitere Massnahmen sollen folgen. Der Wirt: «Wir möchten die Leute künftig besser aufklären. Die Reiseleiter sollen ihren Gästen bereits im Reisebus die hiesigen Benimmregeln beibringen.»