43 Wölfe leben aktuell in der Schweiz. 2017 töteten sie offiziell 187 Schafe und Ziegen. Das ist weniger als in den beiden Vorjahren, als jeweils über 300 Nutztiere gerissen wurden. Grund für die positive Entwicklung: der verstärkte Einsatz von Herdenschutzhunden.
Doch die Hunde schaffen neue Probleme. Es kommt zu Konflikten mit Einheimischen und Touristen. In Andermatt UR will man die Schutzhunde deshalb verbieten. Laut der «Urner Zeitung» haben 155 Talbewohner eine entsprechende Petition unterschrieben.
«Angebellt, angeknurrt und gebissen»
Columban Russi (66) vertritt die Interessengruppe. «Im Sommer kehren täglich Wanderer und Velofahrer um, weil sie angeknurrt, angebellt und sogar gebissen werden», sagt er zu BLICK. Der Urner stellt klar: «Wir leben vom Tourismus. Es kann nicht sein, dass wir viel Geld in Wander- und Bikewege stecken, und dann kommt aus Angst keiner zu uns!»
Seit vier Jahren sind Schutzhunde im Gebiet der Unteralp bei Andermatt im Einsatz. «Mehrmals holte ich dort verängstigte Wanderer mit dem Auto ab», sagt Russi. Für ihn ist das kein Spass: «Einige machen aus Furcht einen Umweg. Schlimmstenfalls verirren sie sich und stürzen ab!»
Biker Poletti kommt mit dem Schrecken davon
Biker Karl Poletti (59) erlebte am eigenen Leib, wie vehement die Hunde ihre Schafe verteidigen. Im Juli wollte er mit dem Velo zur Unteralp, als es zum Angriff kam: «Ich fuhr langsam auf der Strasse den Berg hoch. Plötzlich sprang einer der Hunde über den Zaun und schnappte nach mir.» Der Biker kam mit Kratzern und einem grossen Schrecken davon: «Meine Hose war zerrissen. Zum Glück passierte nichts Schlimmeres!»
Ein Vorfall vom 12. Juli brachte das Fass bei den Talbewohnern dann endgültig zum Überlaufen. Einer der Schutzhunde attackierte eine Ziege, die den Schafen zu nahe kam. Fotos zeigen: Das Tier hat gelitten. Es verlor Blut, konnte weder den Kopf heben noch aufstehen. Die Ziege musste danach von ihren Qualen erlöst werden.
Schafhirt kontert: «Ich wurde angepöbelt»
Schafhirt Ernst Vogel (51) ist der Besitzer der Hunde. Zu BLICK sagt er: «Wenn man sich korrekt verhält, sind Schutzhunde kein Problem. Sie sind einfach nicht akzeptiert.» Dem Frieden zuliebe verzichtet er in diesem Sommer auf seine Hunde, die er nun abgibt.
Doch für ihn ist es eine undankbare Situation. Er ist sich sicher, dass es nun zu Wolfsrissen kommt. Denn: «Einen richtigen Herdenschutz kann man nur mit Hunden betreiben. Der Zaunbau mit 1,20 Meter hohen Netzen führt zu nichts und ist im Gebirge schwer umzusetzen.»
Auch ihm hat der Konflikt mit den Wanderern zugesetzt: «Mein Mitarbeiter und ich wurden mehrmals angepöbelt und beleidigt.» Er betont: «Man will den Wolf, aber die Schutzhunde nicht.» Einen gemeinsamen Nenner haben aber Schafhirt Vogel und die Schutzhundegegner. Die beste Lösung wäre für sie, den Wolf zu bekämpfen. Aktuell berät der Ständerat, ob der Artenschutz gelockert wird. Ein Entscheid wird bis Ende April erwartet.
Wenn der Wanderer von einem Schutzhund angegriffen wird, muss er diesen Vorfall melden. Dafür ist in der Regel der Kantonstierarzt, das Amt für Forst und Jagd oder eine andere kantonale Stelle zuständig. Momentan kommen Herdenschutzhunde in den Kantonen Bern, Jura, St. Gallen, Glarus, Graubünden, Tessin, Wallis, Uri und Luzern zum Einsatz. Wenn es nun doch aller Vorsichtsmassnahmen zum Biss kommt, ist die Rechtslage sehr eindeutig. Nach dem Obligationenrecht Artikel 56. haftet der Halter für den vom Tier angerichteten Schaden.
Wenn der Wanderer von einem Schutzhund angegriffen wird, muss er diesen Vorfall melden. Dafür ist in der Regel der Kantonstierarzt, das Amt für Forst und Jagd oder eine andere kantonale Stelle zuständig. Momentan kommen Herdenschutzhunde in den Kantonen Bern, Jura, St. Gallen, Glarus, Graubünden, Tessin, Wallis, Uri und Luzern zum Einsatz. Wenn es nun doch aller Vorsichtsmassnahmen zum Biss kommt, ist die Rechtslage sehr eindeutig. Nach dem Obligationenrecht Artikel 56. haftet der Halter für den vom Tier angerichteten Schaden.