Frieda Stern (83) schmeisst in Gurtnellen UR ganz allein die Dorf-Tankstelle – trotz des hohen Alters. Sie arbeitet sieben Tage in der Woche: 9,5 Stunden pro Tag. Von Montag bis Sonntag. «Es gefällt mir einfach», sagt sie zu BLICK. «Solange ich gesund bin, mache ich weiter.» Als einfache Angestellte fing sie 1970 an. Vier Jahre später kaufte sie mit ihrem Mann Hans (†84) den Betrieb. Während er als LKW-Chauffeur auf Achse war, kümmerte sie sich zu Hause um die Kinder, den Kiosk und die Tankstelle.
Nur Bares ist Wahres
Frieda Stern hat mittlerweile fast 50 Jahre Erfahrung, dass merken auch Auswärtige sofort. Denn: Nur Einheimische und Töff-Fahrer dürfen ihren Sprit selber Zapfen. Bei Fremden tankt das älteste Tankstellen-Grosi der Schweiz persönlich.
Hinzu kommt eine zweite eiserne Regel: «Ich nehme nur Bargeld», sagt sie. Leute die nur eine Karte dabei haben, schickt sie freundlich zur Konkurrenz. «Früher war zahlen mit Geld halt normal», sagt Stern. «Heute haben viele nur noch die Karte im Sack.»
Kein Vermögen mit Sprit
Reich wird sie mit ihrer Arbeit nicht: «Ohne AHV davon leben wäre schwierig.» Früher war das anders: «Bevor Ende der 70-Jahre die Autobahn A2 gebaut wurde, hatte ich viel mehr Kunden», sagt sie. Damals kam sie kaum zum Sitzen. Heute ist das anders. Denn gerade im Winter ist wenig los.
Trotzdem wird es der Seniorin nie langweilig. Im Gegenteil: Frau Stern hat einiges zu tun. Sie kocht am Mittag für ihren Enkel, Sohn und Schwiegersohn. Zudem macht sie die Wäsche selbst, kümmert sich um ihre Katze und sammelt Brot für die wilden Tiere im Wald. Und obwohl der Kiosk seit fünf Jahren geschlossen ist, können Arbeiter bei ihr auf Bestellung Zigaretten kaufen. Sie weiss genau, wer im Dorf welche Sorte raucht.
Tankstellen-Grosi drückt Benzinpreis nach unten
Besonders stolz ist die rüstige Rentnerin aber auf ihre Preise. 1,49 Franken kostet aktuell der Liter Benzin, 1,53 der Diesel. «Das ist immer etwas günstiger als bei der Konkurrenz in Wassen UR und Andermatt UR», betont sie. Und sie ist sicher: «Ich muss günstig sein. Sonst gehen die Leute zur Konkurrenz, wo sie mit Karte zahlen können.» Sie bezweifelt, dass nach ihr jemand die Tankstelle übernimmt: «Es ist traurig, aber heute ziehen alle Jungen von hier weg ins Tal.»