Die Felsbrocken lösten sich in der Nacht auf heute kurz nach 3.30 Uhr: Rund 5000 Kubikmeter Geröll krachte mit voller Wucht in die Kleine Emme und verschüttete Teile der Kantonsstrasse. Der aufgebotene Geologe Klaus Louis sagte, der Fels sei in eine Kiesbank eingeschlagen. Die Wirkung sei wie bei einem Meteoriten gewesen.
Durch die Wucht wurden Steine und Bäume 200 Meter weit in und über das dortige Gewerbe- und Wohngebiet auf die parallel zum Fluss führende Kantonsstrasse und ins dahinterliegende Wiesland geschleudert. Das Material schlug bei einem mehrstöckigen Wohnhaus Ziegeln vom Dach. Die Fassade und die Fenster eines nahe beim Fluss stehenden Gewerbegebäudes wurden beschädigt.
Der Fluss wurde fast komplett gestaut, sodass das Wasser über die Ufer trat und sich einen neuen Weg durchs Dorf suchte. Dadurch entstand grosser Sachschaden. «Mehrere Keller wurden geflutet.
Etwa 20 Personen mussten wir aus ihren Häusern evakuieren», sagt Beat Zihlmann, Kommandant der Feuerwehr Wolhusen, zu BLICK. 80 Feuerwehrleute stünden im Einsatz, um das Wasser wieder in die Kleine Emme zu leiten.
Die Gesteinsmassen lösten sich im Gebiet Badfluh auf der Höhe des Kieswerks der Imbach AG. Geschäftsführerin Brigitte Imbach zeigt sich schockiert: «Bei uns sieht es aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen». Das Areal der Firma stehe etwa 30 Zentimeter unter Wasser. «Unsere Werkstatt ist komplett geflutet.»
Im Gebiet Badfluh hätten sich immer wieder Steine gelöst. Mit einem Felssturz dieser Grösse habe jedoch niemand gerechnet. Es sei ein Wunder, dass niemand verletzt wurde. «Wären die Felsen tagsüber heruntergekommen, hätte es Tote gegeben», sagt Imbach. Einige Brocken seien bis zur Bahnlinie gerollt.
Einsatzkräfte der Feuerwehr errichteten einen 25 Meter langen Damm und spitzten eine Mauer beim Fluss ab, damit das Wasser gegen Mittag wieder abfliessen konnte.
«Sobald die Geologen das Gebiet wieder freigeben, beginnen wir damit, die Steine mit dem Bagger aus der Kleinen Emme abzutragen», sagt Feuerwehrkommandant Zihlmann.
Der Luzerner Regierungrat Robert Küng (FDP), Vorsteher des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartementes, machte sich heute Morgen vor Ort selbst ein Bild der Lage: «Wie hoch der Schaden ist, wissen wir aktuell noch nicht. Glücklicherweise gab es keine Verletzten.» Es sei ein unglücklicher Zufall, dass der Pegelstand der Kleinen Emme erst gestern wieder angestiegen sei.
Hätte man den Felssturz nicht mit baulichen Massnahmen verhindern können? «Ein Felssturz dieser Grösse lässt sich nicht voraussehen. Wir hätten nichts dagegen unternehmen können», sagt Küng.
Zwischen Wolhusen und Entlebuch war die Hauptstrasse in beiden Richtungen vorübergehend gesperrt. Die Fahrzeuge wurden über die Rengg umgeleitet. Die Züge konnten normal verkehren. (vsc/SDA)