Der Bäcker Ronald M.* (43) hat während seiner elf Jahre im Gefängnis in Frankreich nichts gelernt. Denn erneut hat er im Jähzorn eines seiner Kinder gepackt und geschüttelt. Es handelt sich dabei um sein jüngstes Kind. Ronald M. hat vier Kinder von vier verschiedenen Frauen.
Der Vorfall passierte am 14. September im letzten Jahr in Lausanne. Wie die Tageszeitung «Le Matin» berichtete, legte die Mutter das zwei Monate alte Baby schlafen und gönnte sich einen Mittagsschlaf. M. schlief ebenfalls, da er eine Nachtschicht hinter sich hatte. Da wachte die Tochter auf und weinte.
Er schüttelte das Kind, bis es sich nicht mehr bewegte
Als sich die Kleine nicht beruhigte, packte er das Baby und schüttelte es, bis es sich nicht mehr bewegte. M. bekam Angst und brachte das Baby zur Notfallstation im Kantonsspital Lausanne. Das war Rettung im letzten Moment: Es hatte eine Hirnblutung. Das Kind überlebte nur dank einer Notoperation am Kopf. Es verbrachte 14 Tage auf der Intensivstation.
Ronald M. sagte vor dem Strafgericht in Lausanne aus, er habe seine Tochter nur ein bisschen geschüttelt, um sie zu retten. Sie habe Milch erbrochen und sich daran verschluckt. Er habe ihr auf keinen Fall schaden wollen.
Typisches Verletzungsbild verriet den Täter
Dem widersprachen die Ärzte des Kantonsspitals Lausanne. Das Baby habe die typischen Verletzungen des Shaken-Baby-Syndroms gezeigt. Es sei stark geschüttelt worden. Auch wenn es nur wenige Sekunden gedauert habe, wäre das Kind ohne Behandlung gestorben.
Strafverschärfend wirkte für Ronald M.* seine kriminelle Vorgeschichte: Vor 20 Jahren hatte er seinen drei Wochen alten Sohn in Yverdon VS totgeschüttelt. Der Säugling starb im Kantonsspital Bern. In dem Fall kam der Bäcker straffrei davon.
Danach zog er nach Frankreich. Dort hatte er mit einer weiteren Frau ein Kind. Die kleine Tochter wurde nur drei Monate alt. Im Jahr 2000 starb sie, weil der Bäcker das Weinen des Kindes nicht ertrug. Er schüttelte sein zweites Kind so lange, bis es Ruhe gab. Dieses Mal musste er jedoch dafür büssen. In zweiter Instanz verurteilte ihn ein französisches Gericht zu 15 Jahren Haft. Nach 11 Jahren kam er frei.
Das dritte Kind hat Glück. Es muss nie beim Vater leben.
Wieder zurück in der Schweiz, traf er eine neue Frau. Zum dritten Mal wurde er Vater. Vor Gericht sagte sie aus, dass sie nichts von M.s Vergangenheit wusste.
Als strafmildernd in dem aktuellen Verfahren führt das Gericht die debile Natur des Vaters an. Die Psychiater attestierten ihm eine limitiert intellektuelle Kapazität. Er habe zudem eine unreife Persönlichkeit. Weiter habe er eine schwierige Kindheit gehabt. Zudem leide er an mehreren Persönlichkeitsstörungen und an einer verminderten Impulskontrolle.
Sieben Jahre Gefängnis
Das Strafgericht Lausanne verurteilte M. für das Schütteln seines vierten Kindes zu sieben Jahren Gefängnis wegen versuchter vorsätzlicher Tötung. Die Tochter lebt und ist gesund. Laut den Ärzten sind aber auch nach Jahren noch Spätfolgen durch den Übergriff möglich.
* Name der Redaktion bekannt