Experte analysiert den Horror-Unfall von Galgenen SZ
Auto wäre ohne Hindernis 85 Meter weit geflogen

In Galgenen SZ flog ein Tempo-Bolide durch die Luft und krachte in ein Wohnhaus. Ein Experte analysiert den heftigen Unfallhergang.
Publiziert: 25.11.2019 um 23:37 Uhr
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Aktualisiert: 27.11.2019 um 14:09 Uhr
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Rund 150 Meter von der Unfallstelle entfernt raste der Audi-Dieb mit fast 170 Stundenkilometern in eine Radarfalle.
Foto: Blick Grafik
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Andrea CattaniRedaktor Sport

Der Horror-Crash von Galgenen SZ endete am Sonntag in einer Hauswand. Über 50 Meter weit flog der Audi R8 – bevor er in Flammen aufging. Der Fahrer hatte keine Überlebenschance. Die grosse Frage: Wie kann ein Auto überhaupt so abheben?

Heinz Reber ist Bereichsleiter Unfallanalyse bei der Dynamic Test Center AG. Seit über 23 Jahren untersucht er mit modernsten Mitteln Crash-Autos und Unfallstellen im Hinblick auf den Ablauf und die Geschwindigkeit. Für BLICK erklärt der Experte, welche extremen Kräfte bei dem Crash gewirkt haben müssen.

«Ein Aufprall mit so hoher Geschwindigkeit kommt selten vor»

Bei der Fluchtfahrt des Audi hatte der Kreisel eine verheerende Wirkung. «In solchen Fällen fliegen die Wagen praktisch über eine Abschussrampe», erklärt Reber. Damit ein Auto filmreif abhebt, brauche es keinen Sportwagen wie den R8. «Mit dem richtigen Aufprallwinkel und entsprechend hoher Geschwindigkeit fliegt auch ein Familienkombi.»

«Durch die hohe kinetische Energie wird das Fahrzeug angehoben und fliegt durch die Luft», sagt Reber weiter. Aufgrund der Distanz bis zum Aufprall aufs Haus und des geschätzten Abflugwinkels zwischen 11 und 12 Grad geht der Experte von einer Geschwindigkeit von 148 bis 170 Stundenkilometer aus, mit der das Fahrzeug in den Kreisel gerast sein muss. Ohne Aufprall wäre der Audi bis zu 85 Meter weit geflogen. «Ein Aufprall mit so hoher Geschwindigkeit kommt selten vor – zum Glück», sagt Reber.

Zum jetzigen Zeitpunkt lasse sich der genaue Unfallhergang allerdings nur vage skizzieren. Reber: «In der Praxis folgen nun 3D-Vermessungen der Unfallstelle und Untersuchungen der Beschädigungen an Fahrzeug und Haus.» Anhand all dieser Informationen könne der Crash dann mit speziellen Computerprogrammen rekonstruiert werden. Im aktuellen Fall rückten die Spezialisten bereits am Sonntag an – um den Todescrash mit ihren 3D-Kameras nachvollziehen zu können.

Kein Einzelfall

Ein Crash wie in Galgenen kommt immer wieder vor. So auch am 14. März 2005. Zwei junge Männer im Alter von 20 Jahren fahren in einem geliehenen Mercedes SLK 230 mit mehr als 300 PS durch Orpund BE.

Keiner der Insassen hat einen Führerausweis. In einer Rechtskurve gerät der Wagen auf die Gegenfahrbahn und rast einer Böschung entlang. Ein kleiner Hügel genügt, und das Auto wird in die Luft katapultiert. Nach 30 Metern kracht es in ein Mehrfamilienhaus. Einer der Männer stirbt sofort. Der andere erliegt wenig später im Spital seinen Verletzungen.

Wohlen AG: 23-Jähriger stirbt im Honda

Ein Jahr später knallt es auch in Wohlen AG. Wieder verliert ein 23-jähriger Mann mit seinem Honda Civic Type R in einer Rechtskurve die Kontrolle über seinen Sportwagen. Das Auto hebt ab, fliegt über zwei parkierte Autos und donnert nach rund 30 Metern in ein Haus. Wie in Galgenen fängt auch hier das Auto sofort Feuer. Der Lenker stirbt noch im Wrack.

Gemeinde richtet Spendenkonto ein

Die Gemeinde sucht für die betroffene Familie Amiri jetzt eine Notunterkunft. Ihr sorgt in der Region für grosse Anteilnahme. Auf Facebook kursiert bereits ein Spendenaufruf. «Die betroffene Familie mit drei Kindern hat ihr Hab und Gut verloren. Wer hat noch Kleider, die er nicht mehr braucht?», heisst es darin.

Für Geldspenden hat die Gemeinde Galgenen ein extra Konto eingerichtet. (IBAN CH22 0077 7001 5611 2101 5, Rubrik: Spenden Brand Galgenen). Damit soll der Hausrat, den die Familie durch die Flammen verlor, ersetzt werden. Mehr aber nicht! Heisst: «Falls es zu einem Spendenüberschuss kommen sollte, wird dieser einer gemeinnützigen Organisation weiter gespendet», teilt die Gemeinde auf Anfrage von BLICK mit.

Helfer werden gebeten, die Tasche mit den Kleidern vor die Türe des Mannes, der den Aufruf gestartet hat, in Siebnen zu stellen.

Die Gemeinde sucht für die betroffene Familie Amiri jetzt eine Notunterkunft. Ihr sorgt in der Region für grosse Anteilnahme. Auf Facebook kursiert bereits ein Spendenaufruf. «Die betroffene Familie mit drei Kindern hat ihr Hab und Gut verloren. Wer hat noch Kleider, die er nicht mehr braucht?», heisst es darin.

Für Geldspenden hat die Gemeinde Galgenen ein extra Konto eingerichtet. (IBAN CH22 0077 7001 5611 2101 5, Rubrik: Spenden Brand Galgenen). Damit soll der Hausrat, den die Familie durch die Flammen verlor, ersetzt werden. Mehr aber nicht! Heisst: «Falls es zu einem Spendenüberschuss kommen sollte, wird dieser einer gemeinnützigen Organisation weiter gespendet», teilt die Gemeinde auf Anfrage von BLICK mit.

Helfer werden gebeten, die Tasche mit den Kleidern vor die Türe des Mannes, der den Aufruf gestartet hat, in Siebnen zu stellen.

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