Am 19. April 1995 trat Vreni Schneider (43) vom Skirennsport zurück. In den elf Jahren davor hatte sie dreimal olympisches Gold und dreimal den Gesamtweltcup gewonnen. Mit dem Abtritt der Glarnerin, schrieb damals der «Bund», «geht ein Stück Schweizer Sportgeschichte zu Ende». Bei den Fans ist «Gold-Vreni» bis heute unvergessen.
Nur in ihrer Heimatgemeinde Elm GL scheint es anders zu sein. Hier wird das Geschäft mit dem Schnee seit jeher von den Brüdern Hans (68) und Kaspar (76) Rhyner beherrscht. Seit ihrer Rückkehr in die heimatlichen Berge, so Vreni Schneider, bekämpft der Rhyner-Clan sie und ihre 2002 gegründete Ski- und Skirennschule. «Sie haben die Macht. Und wer die Macht hat, bestimmt.»
Wie schlecht das Verhältnis zwischen Schneider und den Rhyners ist, wird bei zufälligen Begegnungen auf der Dorfstrasse deutlich: Keine Seite gesteht der anderen mehr als den kürzestmöglichen Gruss zu.
Hans Rhyner gründete vor 35 Jahren die erste Skischule von Elm. Er ist auch Besitzer des grössten Sportfachgeschäfts im Ort und Präsident des Ostschweizer Skischulverbands, der das begehrte Markenzeichen der offiziellen Ski- und Snowboardschule vergibt. Davon, so will es die Satzung, kann es pro Skigebiet nur eine geben. Die einzige in Elm ist – Zufall oder nicht – die von Hans Rhyner.
Als der sich zum Ende der Wintersaison 2007/2008 als Chef der Skischule zurückzog, hoffte Schneider für ihre eigene Schule auf das begehrte Gütesiegel. Ein kleines Skigebiet wie Elm, das vor allem vom Tagestourismus lebt, hat auf Dauer nicht genug Gäste für zwei Schulen. Gold-Vreni ist als Schulleiterin bestens qualifiziert: «Alle nötigen Kurse habe ich bestanden.» Doch zuerst, sagt Riet Campell (53), Direktor des Verbands Swiss Snow Sports, müsse Schneider die Aufnahme in den Verband beantragen. «Das werden wir dann prüfen.»
Doch der Rhyner-Clan machte der berühmtesten Elmerin einen Strich durch die Rechnung. Ohne sie zu kontaktieren, so Vreni Schneider, hätte die Sportbahnen Elm AG im Sommer beschlossen, Rhyners Skischule mit einer eigens gegründeten Tochtergesellschaft zu übernehmen. Verwaltungsratspräsident der Sportbahnen Elm AG ist – Zufall oder nicht – Rhyners Bruder Kaspar. Auch dessen Sohn Hansjürg (47) sitzt in dem Gremium. Geld an Hans Rhyner soll bei der Übernahme nicht geflossen sein. «Wir wollten allein den Fortbestand der Schule im Geist ihres Gründers garantieren», sagt Bruno Landolt (53), seit sechs Jahren Direktor der Sportbahnen.
Landolt behauptet, immer alles getan zu haben, um die Chancengleichheit der beiden Skischulen zu gewährleisten. «Den Gästen der Sportbahnen werden beide Schulen angeboten. Die Skilehrer werden von uns gleich behandelt. Vreni Schneider ist ein wichtiger Werbeträger für Elm.»
Doch die so Gelobte sieht das völlig anders. Als die «Südostschweiz» von der Übernahme der Rhyner-Skischule durch die Sportbahnen berichtete, ohne ihr eigenes Unternehmen zu erwähnen, platzte Vreni Schneider der Kragen. In einem Leserbrief warf sie den Verantwortlichen Mobbing vor. Die, so Schneider gegenüber SonntagsBlick, «weisen die auswärtigen Kunden direkt der eigenen Skischule und nicht meiner zu». Sie hoffe, so die Schweizer Skilegende in ihrem Brief an die «Südostschweiz», dass «ich und mein Team unsere Gäste (...) auch weiterhin betreuen dürfen».
Hans und Kaspar Rhyner wollten trotz mehrfacher Anfrage von SonntagsBlick nicht Stellung nehmen.
Vreni Schneider: Nein, überhaupt nicht. Ich wollte klarstellen, dass die Elmer Sportbahnen die Schweizer Skischule eigenmächtig und ohne mein Wissen übernommen und mich auf diese Weise einfach ausgebootet haben. Ich wurde gar nicht gefragt.
Wollen denn die Elmer Sportbahnen Sie vom Skigebiet wegmobben?
Das müssen Sie schon die Gebrüder Rhyner fragen. Sie waren mir noch niemals dankbar für all die Werbung, die ich für Elm gemacht habe. Es wäre ihnen wohl lieber, ich würde meine Gäste in irgend- einem anderen Skigebiet unterrichten (lacht).
Spielt da Neid eine Rolle?
Ja, sicher. Ich erfahre oft, dass ich und meine Erfolge weit weg von zu Hause mehr geschätzt werden als in meinem eigenen Wohn- und Heimatort.
Ist der neuste Coup der Sportbahnen für Sie geschäftlich ein Nachteil?
Das wird sich erst noch herausstellen. Es geht mir allerdings nicht in erster Linie ums Geld. Ich hoffte, beim Rücktritt von Hans Rhyner die Schweizer Skischule übernehmen zu dürfen, da auch ich vor über zehn Jahren die nötigen Prüfungen absolviert habe und es mit einer einzigen Skischule in Elm für die Gäste endlich eine vernünftige Lösung gegeben hätte.
Belastet Sie der ganze Zoff um die Skischule in Elm so kurz vor Beginn der Wintersaison?
Nein, nicht mehr. Ich habe nach meiner Karriere gelernt, mit vielen unangenehmen Angelegenheiten zu leben. Dabei ist mir auch bewusst geworden, was zählt im Leben: Gesundheit und Familie.
Interview: Walter Hauser
Vreni Schneider: Nein, überhaupt nicht. Ich wollte klarstellen, dass die Elmer Sportbahnen die Schweizer Skischule eigenmächtig und ohne mein Wissen übernommen und mich auf diese Weise einfach ausgebootet haben. Ich wurde gar nicht gefragt.
Wollen denn die Elmer Sportbahnen Sie vom Skigebiet wegmobben?
Das müssen Sie schon die Gebrüder Rhyner fragen. Sie waren mir noch niemals dankbar für all die Werbung, die ich für Elm gemacht habe. Es wäre ihnen wohl lieber, ich würde meine Gäste in irgend- einem anderen Skigebiet unterrichten (lacht).
Spielt da Neid eine Rolle?
Ja, sicher. Ich erfahre oft, dass ich und meine Erfolge weit weg von zu Hause mehr geschätzt werden als in meinem eigenen Wohn- und Heimatort.
Ist der neuste Coup der Sportbahnen für Sie geschäftlich ein Nachteil?
Das wird sich erst noch herausstellen. Es geht mir allerdings nicht in erster Linie ums Geld. Ich hoffte, beim Rücktritt von Hans Rhyner die Schweizer Skischule übernehmen zu dürfen, da auch ich vor über zehn Jahren die nötigen Prüfungen absolviert habe und es mit einer einzigen Skischule in Elm für die Gäste endlich eine vernünftige Lösung gegeben hätte.
Belastet Sie der ganze Zoff um die Skischule in Elm so kurz vor Beginn der Wintersaison?
Nein, nicht mehr. Ich habe nach meiner Karriere gelernt, mit vielen unangenehmen Angelegenheiten zu leben. Dabei ist mir auch bewusst geworden, was zählt im Leben: Gesundheit und Familie.
Interview: Walter Hauser