Der Urner Killer-Prozess
Ballistiker widerspricht Komplott-Theorie

Im Fall Ignaz W. plädiert sein Anwalt weiterhin auf einen Freispruch. Obwohl forensische Untersuchungen gegen den Cabaretbesitzer sprechen.
Publiziert: 21.10.2015 um 19:27 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:33 Uhr
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Puff-Besitzer Ignaz W. sitzt seit vier Jahren in Untersuchungshaft.
Foto: Philippe Rossier
Von Gabriela Battaglia

Seit Montag steht Ignaz W.* (47) wieder in Altdorf vor Gericht. Der Bordell-Besitzer soll im November 2010 einen Auftragskiller auf seine Ex-Frau Nataliya K.* (36) angesetzt haben. Zehn Monate davor habe er schon auf einen holländischen Gast geschossen. Ignaz W. kassierte für beide Delikte 15 Jahre Knast. Aber das Bundesgericht wies im letzten Dezember den gesamten Fall zurück (BLICK berichtete).

Bezüglich des Mordanschlags auf Nataliya K. zirkulieren zwei Versionen: Das Urner Obergericht sieht es weiterhin  als erwiesen an, dass Ignaz W. den Kroaten Sasa S.* (26) beauftragte, seine Ex-Frau zu töten. Die andere Version besagt, dass Nataliya K. und Sasa S. die Tat fingierten.

Dieser Komplott-Theorie widerspricht der Ballistiker. Martin Lory vom Forensischen Institut Zürich (FOR) ergänzte gestern überraschend sein Gutachten: Er habe den Tatort, an dem auf Nataliya K. geschossen worden war, erneut aufgesucht und festgestellt, dass wegen der Dunkelheit und des durch Lampen erzeugten Gegenlichts ein genaues Zielen kaum möglich gewesen sei. Sein Fazit: Am wahrscheinlichsten sei das Szenario eines Mordversuchs.

Ein harter Schlag für die Verteidigung. Denn erst im September waren auf Antrag des Anwalts von Ignaz W. drei Schussszenarien mit scharfer Munition nachgestellt worden – in der Hoffnung auf ein anderes Ergebnis.

Trotz der Ausführung des Gutachters forderte Verteidiger Linus Jaeggi gestern erneut einen Freispruch. Das gesamte Verfahren sei ein «Albtraum».  Auch im Fall der Schussabgabe auf einen holländischen Gast habe die Staatsanwaltschaft geschlampt: «Die Story der angeblichen Unauffindbarkeit des holländischen Zeugen stinkt zum Himmel.»

Der Verteidiger behauptet, der Holländer sei Chef einer Drogenbande gewesen. Mittlerweile ist er tot. Seine belastenden Aussagen dürfen somit nicht mehr gegen Ignaz W. verwendet werden. Am Montag hält der Staatsanwalt sein Plädoyer.

*Namen der Redaktion bekannt

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