Das Schicksal des Ex-Polizisten Peter Sigrist wird immer mysteriöser
Kann ein Mensch spurlos verschwinden?

Von dem Vermissten fehlt jede Spur – seit fast einem Monat. Eine Angehörige vermutet, dass er sich nach Frankreich, Italien oder Spanien abgesetzt hat.
Publiziert: 07.11.2010 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 03:24 Uhr
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Sein Boot verschwunden: Sigrists Boot, Marke Mole Fischer XL mit Mercury-Motor, ist weg.
Foto: ZVG
Von Niklaus Wächter, Antonia Sell und Sandro Inguscio

Seit gut drei Wochen weiss niemand, wo Peter Sigrist (53) ist. Verschwunden bleibt sein Auto, verschwunden bleibt sein Boot, verschwunden bleibt der frühere Polizist selbst.

Die Akte Sigrist ist ein einziges Rätsel – für alle, die ihn nicht näher kennen.

Alle anderen können nur bitter schmunzeln. Für sie ist klar, er ist abgetaucht. Fest steht nur: Am Freitagnachmittag vor drei Wochen mietete Sigrist bei der Luzerner Werft Bucher + Schmid ein Boot. «Spätestens um Mitternacht hast du es wieder», sagte er noch zu Geschäftsleiter Max Schmid (66) – und fuhr auf den See hinaus. Seither ist er wie vom Bermuda-Dreieck verschluckt.

Und jetzt die Überraschung! Eine Verwandte vermutet: «Der Peter ist doch abgehauen. Wahrscheinlich nach Italien, Frankreich oder Spanien.»

Die Wahrscheinlichkeit wird immer geringer, dass Sigrist Opfer eines Unfalls geworden ist oder freiwillig aus dem Leben schied: Die Polizei hat alle Uferpartien rund um den Vierwaldstättersee nach dem Boot abgesucht. Nichts.

Sonntagsblick liess die Schilf-Flächen sogar überfliegen, um das allenfalls gestrandete Boot aus der Luft zu orten. Wieder nichts. Das 5 x 2 Meter grosse Werftschiff mit den zehn auffälligen, schneeweissen Fendern (siehe Foto) ist weg.

Sonntagsblick hat zudem sämtliche Parkplätze und Hinterhöfe in der Nähe des Luzerner Motorboothafens nach dem Auto von Sigrist abgesucht. Nichts, nichts, nichts.

Doch Bekannte des Verschwundenen winken ab: Für sie hat er das entliehene Werftboot irgendwo aus dem Wasser gezogen und möglicherweise sofort verhökert.

Unehrenhaft entlassen

Mit fremdem Eigentum hat Sigrist Erfahrung. Aus dem Luzerner Polizeidienst war er wegen Diebstählen fristlos entlassen worden. Mehreren Quellen bestätigen, dass er Benzin geklaut hat – die Polizei gibt über Details der unehrenhaften Entlassung keine Auskunft.

Sigrist wechselt daraufhin einfach den Kanton: Im Wallis versucht er, er eine neue Polizeikarriere zu starten. Der erste Anlauf in Täsch scheitert nach drei Jahren – wegen seiner Umgangsformen. Die zweite Stelle in Brig verlässt er schon nach einem Jahr. Ernüchtert kehrt die Familie in ihre Heimat Kriens LU zurück. Hier geht die Ehe mit einer Berufskollegin in Brüche. Nachdem er sich bei einer Bruchlandung mit dem Flugzeug schwer verletzt habe und seine chronischen Beinschmerzen nicht mehr losgeworden sei, sei er aggressiv und unausstehlich geworden, sagen Verwandte seiner Frau.

Heillos verkrachte sich der passionierte Rettungsschwimmer, der in einer TV-Sendung dafür geehrt worden war, dass er ein Mädchen aus der Reuss gerettet hatte, mit seinen Vereinskameraden.Vor zwei Jahren steckte Sigrist seine Wohnung in Brand.

«Er hatte allen Grund, abzuhauen», sagt die ehemalige Verwandte. «Dort, wo ich ihn vermute – Italien, Spanien oder Frankreich – ist er immer gern hingefahren.»

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