Das Opfer von Emmen hatte keine Chance
Hat der Vergewaltiger die Tat geplant?

Eine junge Frau wird vom Velo gerissen und vergewaltig. Die Tat macht fassungslos. Fünf Fragen, fünf Antworten zum unfassbaren Verbrechen von Emmen.
Publiziert: 02.08.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:38 Uhr
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Hier geschah die schreckliche Tat.
Foto: Sabine Wunderlin
Von Roland Gamp und Walter Hauser

Zwei Rosen stehen in einer kleinen Vase neben dem Dammweg. Sie erinnern an die unfassbare Tat von Emmen LU, welche die ganze Schweiz schockiert.

«Wir können nicht glauben, dass hier so etwas Schlimmes passiert ist», sagen Walter Sommerhalder (68) und seine Ehefrau Claire (62), die dort regelmässig spazieren gehen. «Wir hoffen, die Polizei kann den Täter fassen.»

Am späten Abend des 21. Juli fuhr eine junge Frau (26) mit dem Velo Richtung Emmen LU. Ein Unbekannter riss sie vom Fahrrad, schleifte sie ins Gebüsch nahe der Reuss. Und vergewaltigte sie. So der aktuelle  Stand der Ermittlungen.

Die junge Frau hatte keine Chance. Sie ist so schwer am Rücken verletzt, dass die Ärzte von einer Querschnittlähmung von Rumpf, Beinen und Armen ausgehen – sie wird sich wohl nie mehr frei bewegen können.

Die Familie wacht fast rund um die Uhr am Krankenbett des Opfers.

SonntagsBlick hat die drängendsten Fragen zu diesem Fall, der in seiner rücksichtslosen Brutalität einzigartig ist für die Schweiz, Simon Kopp vorgelegt, dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Luzern.

Kann der Täter jetzt noch gefasst werden?

«Selbstverständlich», sagt Kopp. «Wir setzen alles daran.» Für den Fall Emmen habe man eine eigene Sonderkommission mit den besten Ermittlern der Region zusammengestellt. «Diese arbeitet intensiv und in die verschiedensten Richtungen. Wir werten Spuren aus, sind täglich am Tatort, sprechen mit Passanten.» Weiter ins Detail möchte Kopp nicht gehen – ob DNA-Spuren sichergestellt worden sind, lässt der Sprecher offen. «Um zu verhindern, dass der Täter erfährt, was wir tun. Wir sind jetzt in einer ganz heiklen Phase.»

Konnte das Opfer schon befragt werden?

«Ja, direkt nach der Tat hat sie wenige Aussagen gemacht. Später konnten wir einmal kurz mit ihr sprechen», sagt Kopp. Eine Einvernahme im Detail sei allerdings noch nicht möglich gewesen. Zudem stand die junge Frau bei den ersten Befragungen wohl noch unter Schock, was zu einem verzerrten Bild führen kann. Ohne die ausführliche Einvernahme «fehlt uns ein wichtiger Mo­saikstein in den Ermittlungen», sagt Kopp. «Erst, wenn es der Gesundheitszustand zulässt, können wir sie detailliert befragen.»

War die Tat geplant?

«Der Tatort gibt auf diese Frage eine spekulative Antwort. Das Gelände ist sehr weitläufig und offen, es kommen viele Spaziergänger und somit mögliche Zeugen vorbei.» Dass jemand an dieser exponierten Stelle bewusst eine solche Tat plant, erscheine fragwürdig. «Aber natürlich ermitteln wir in alle Richtungen – wir schränken uns hier sicher nicht ein.»

Wie ermittelt die Polizei in einem solchen Fall konkret?

Kopp gibt sich in dieser Frage zurückhaltend. Er nennt aber ein Beispiel: «Kurz nach der Tat haben wir alle uns bekannten Parameter in das nationale Analyse-System zur Verknüpfung von Gewaltdelikten (ViCLAS) eingespeist. Dieses zeigt an, ob es in der Schweiz schon zu Taten mit ähnlichem Muster gekommen ist.» Dies lässt Rückschlüsse zu, wie und wo der Täter zu suchen ist.

Wird es in der Region gross angelegte DNA-Tests geben?

Laut Kopp sei dies der falsche Moment, darüber zu entscheiden. «Erst mal brauchen wir vom Opfer konkrete Aussagen zur Tat und zu deren Ablauf. Wenn wir das genau wissen, können wir andere Ermittlungsansätze prüfen.» Ausserdem ist nicht sicher, ob der Täter aus der Region stammt. Und ob ein Massen-DNA-Test dort zum Ziel führen kann.

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