Chaos an Montessori-Schule in Siebnen SZ
Warum schliessen sie diese Schule nicht, Herr Stählin?

In der Montessori Schule von Siebnen SZ herrscht Chaos. Doch die Behörden schauen weg.
Publiziert: 29.03.2015 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:34 Uhr
In der Montessori Schule von Siebnen SZ herrscht Chaos.
Foto: Foto: Sabine Wunderlin
Von Walter Hauser

Maria Montessori (1870–1952) würde sich im Grab umdrehen. Die berühmte Pädagogin legte Zeit ihres Lebens Wert auf qualitativ hochstehenden Unterricht. Auf diese Standards beruft sich auch die Montessori Schule March in Siebnen SZ – mit dem Segen des Kantons Schwyz, der sogar auf seiner Homepage auf die Privatschule hinweist.

Mit der Einhaltung der Qualitätsstandards jedoch hat die Montessori Schule in Schwyz Mühe. Jüngster Eklat: Am Ende eines Skilagers im Januar in Obersaxen GR war die Hotelrechnung nicht bezahlt, wie die «Obersee Nachrichten» berichteten. Eltern mussten einen Teil der Rechnung begleichen. Erst dann hätten die Kinder nach Hause reisen dürfen.

Die Montessori Schule March kämpft seit Monaten mit Problemen und Querelen. Bereits 2009 hat die Assoziation Montessori Schweiz (AMS), die schweizerische Dachorganisation, die Lizenz für die Schule nicht erneuert: Weil die Qualität im Unterricht nicht auf allen Stufen gegeben sei. Dennoch führte die Schulleitung den renommierten und von der AMS geschützten Namen weiter.

Jetzt hat die Assoziation Montessori genug: Am 29. Januar 2015 intervenierte sie schriftlich bei der Schulleitung. «Wir verbieten der Schule in Siebnen endgültig die Führung des markenrechtlich geschützten Namens Montessori», sagt AMS-Präsident Jürg Schüepp (64) im Gespräch mit SonntagsBlick. Montessori Schulen hätten bestimmte Qualitätsstandards zu erfüllen: «Die Schwyzer Schule verfügt jedoch auf der Primarstufe nicht über das erforderliche Lehrpersonal.»

Damit nicht genug: Am 12. Februar reichte der Verein «Freunde der Montessori Schule March» bei der Zentral-schweizer Stiftungsaufsicht Anzeige gegen die Trägerschaft ein. Die Vereinsmitglieder brachten darin ihre Besorgnis über die «prekäre Situation» der Schule zum Ausdruck.

«Geregelter Schulbetrieb sei nicht mehr möglich»

Besonders schlecht bestellt ist es in der Schule um die Finanzen. In der Bilanz des Jahres 2013 resultierte ein Minus von über 600000 Franken. Grund zur Sorge gebe auch die Personalsituation: In den letzten 18 Monaten habe die Schulleitung vier Mal gewechselt. Ein Qualitätsmanagement gebe es nicht. Im Juni 2014 seien mehrere Stufenleiter entweder nicht qualifiziert, überfordert oder krank gewesen. Da-raus ziehen die Beschwerdeführer den Schluss, «dass ein geregelter Schulbetrieb nicht mehr möglich sei». Nach ihrer Ansicht ist eine «Weiterführung der Schule nicht zu verantworten».

In der Kritik steht vor allem Jörg Lutz (50) Präsident des Verwaltungsrates und der Stiftung der Montessori Schule in Schwyz.  Lutz weist die Vorwürfe zurück und spricht von üblen Gerüchten, welche gegen die Schule und deren Repräsentanten gestreut würden. Der Schulbetrieb sei finanziell gesichert. Zudem gebe es gemeinsame Bestrebungen mit Montessori Schweiz für eine engere Zusammenarbeit. «Daher ist der Name der Schule zurzeit nicht in Frage gestellt», sagt Lutz. Was die Stiftung betreffe, sei alles in Ordnung.

Zunehmend gerät inzwischen auch das Bildungsdepartement unter Leitung von SVP-Regierungsrat Walter Stählin (59) unter Beschuss. Zwar ist die Montessori Schule eine Privatschule, doch über die Betriebsbewilligung entscheidet der Kanton. Der hat die Qualität der Lehrerschaft und des Unterrichts zu überwachen und zu gewährleisten.

Die «Freunde der Montessori Schule March» sind der Meinung, dass die Schulaufsichtsbehörde längst hätte intervenieren müssen, da «die enormen personellen und pädagogisch-fachlichen Mängel seit Jahren bekannt» seien, schreiben sie in ihrem Brief.

Doch auch auf die neuerliche Eskalation geht SVP-Regierungsrat Walter Stählin nicht ein. Er sei nicht auf dem aktuellen Stand, da er diese Woche an mehreren externen Sitzungen gewesen sei, sagt er zu SonntagsBlick.

Der Schwyzer Schulinspektor Hans-Peter Bertin (60) lässt verlauten, im Dezember 2014 habe die zuständige Behörde die Montessori Schule in Siebnen einer Qualitätsprüfung unterzogen. Der Bericht werde voraussichtlich Ende April 2015 vorliegen.

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