Bürger, Gemeinden und Kanton wehren sich erfolgreich gegen die Schliessung der letzten Filialen
Urner zeigen der Post die Hörner

Die Urner kämpfen geschlossen gegen den Poststellen-Abbau. Mit Erfolg: Nun hat man ein Moratorium auf Zeit erwirkt. Die Bevölkerung ist erleichtert. Gerade Senioren haben Angst vor weiteren Schliessungen.
Publiziert: 21.10.2017 um 20:22 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:25 Uhr
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Fahrlehrer Beat Walker (48) aus Wassen will nicht, dass sein Pöstler die Stelle verliert.
Foto: Thomas Lüthi
Anian Heierli

Der Kahlschlag ist gnadenlos. Die Post will bis 2020 schweizweit weitere 600 Filialen schliessen. Die Proteste der Bevölkerung waren dem gelben Riesen dabei ziemlich egal – bis jetzt. Der Kanton Uri zeigt der Post erfolgreich die Hörner.

«Bei der Ausgestaltung des künftigen Postangebots im Kanton Uri legt die Post Wert auf eine regionale Betrachtung, die den lokalen Bedürfnissen Rechnung trägt», sagt Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann. «Aufgrund der Gesamtbetrachtung wird eine Einzelüberprüfung der Filialen Wassen, Bürglen und Schattdorf bis im Sommer 2018 aufgeschoben.»

Die Urner erzielten den Teilerfolg, indem sie an einem Strang ziehen. Alle 20 Gemeinden plus Regierung kämpften zusammen für ihr kleines Filialnetz, das in den letzten Jahren auf sechs bediente Schalterstellen zusammengeschrumpft war. Im Dialog mit der Post stoppte man so die weiteren Schliessungen.

«Als Kleinkanton halten wir zusammen»

Dieser Zusammenhalt färbt auf die Bevölkerung ab. Vor allem in Wassen ist der Widerstand gegen die Abbaupläne gross. «Als Kleinkanton halten wir zusammen», sagt Fahrlehrer Beat Walker (48) zu BLICK. Für ihn ist klar: «Die Post muss im Dorf bleiben. Gerade für alte Leute ist sie sehr wichtig.» Und: «Unser Pöstler soll seine Stelle behalten!»

Die Filiale in Wassen ist für viele Einheimische nicht wegzudenken. Ruth Gamma (78) und Elsa Walker (89) sind auf den Schalter angewiesen. «Wo sollen wir sonst unsere Einzahlungen machen, Briefe aufgeben und Marken kaufen?», fragen sie sich. «Etwa im Unterland?» Seniorin Elsa, die nicht mehr Auto fährt, müsste mit dem Bus ins 30 Minuten entfernte Erstfeld und zurück. 

Auch Wirtin Marie-Claire Arnold (59) von der alten Post ist auf die Filiale angewiesen: «Ich mache alles hier. Sogar Einzahlungen. Es ist praktisch, und ich weiss, dass die Angestellten davon leben.» Sie findet deshalb das Engagement seitens Gemeindeverband und Kanton «super».

Pöstler für Altersheime gefordert

Rolf Zgraggen, Gemeindepräsident von Schattdorf, stellt klar: «Die Post darf nicht einfach einen Zirkel auf die Karte setzen und alle Poststellen im Umkreis schliessen.» Er fordert Kompromisse: «Für Senioren macht vielleicht ein Schalter Sinn, der an zwei Tagen öffnet.» Oder: «Ein Pöstler, der Altersheime besucht.»

Auch in Bürglen freut man sich über das Moratorium. «Dieser Zusammenhalt ist gut», sagt Ida Truttmann (64). Für sie ist die Post mehr als ein Dienstleister. «Unsere Filiale auf dem Dorfplatz ist ein wichtiger Treffpunkt», sagt sie. «Das trägt zum Gemeindeleben bei.» Allen hier ist klar: Gerade für die älteren Menschen auf dem Land ist ein funktionierender Service public wesentlich. Die Menschen hier hoffen, dass die Urner Behörden auch künftig nicht einknicken.

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