Idyllisch thront der Tannhof ob Beromünster LU. Das Bild trügt: Am Dienstag spielte sich in dem Haus eine grausige Bluttat ab. Beat H.* (30) tötete seinen 64-jährigen Vater Fredy mit mehreren Messerstichen. Über das Motiv des Sohnes grübeln nun Nachbarn und Freunde.

Anwohner Josef Stocker (63) zeigt auf das grossräumige Bauland rund um den Hof: «Da wollte sich Fredy mit seiner Frau einen Altersruhesitz bauen. Er hatte ja im Januar die Nachfolge für den Hof geregelt. Man merkte richtig, wie er sich auf seine Pensionierung und die Zeit im Grünen freute.»

Noch aber wohnte Fredy H. mit Ehefrau und Sohn Beat im Tannhof. Die anderen vier Kinder – ein weiterer Sohn und drei Töchter – sind längst ausgezogen. Von Streit und Problemen war dennoch nie die Rede. «Beat ist alleinstehend, aber überhaupt nicht auffällig», sagt Nachbar Josef Stocker. «Er ist Automechaniker, deswegen war klar, dass er den Hof nicht übernehmen wird.» Fühlte sich der Sohn deswegen zurückgewiesen oder fürchtete er gar um das Erbe?

Denn: Mit im Haus lebte auch Fredys Neffe Sämi, der auserkorene Nachfolger des Tannhofs. Trotz der schrecklichen Ereignisse musste er gestern die Kühe versorgen: «Unter diesen Umständen ist es natürlich schwer, zu arbeiten.»

Auch für Osy Galliker (55), langjähriger Freund des Toten, ist die Tat nur schwer zu ertragen: «Mit seinem Bruder teilte Fredy die Leidenschaft für Vogelkunde. Auf dem Hof stand eine Voliere.» Ärgerte sich der getötete Landwirt über seinen Sohn, der den Hof nicht übernehmen konnte oder wollte? «Im Gegenteil», sagt sein Freund Osy Galliker, «er wirkte zuletzt gelöst und froh, sah sein Lebenswerk endlich in den richtigen Händen.»

Beim Arbeitgeber des Täters Beat H., einem Autocenter, wunderte man sich dagegen Anfang Woche über das plötzliche Fehlen des sonst so zuverlässigen Mechanikers. Der Chef sagt: «Beat meldete sich am Montag wegen einer Magenverstimmung ab. Es war das erste Mal in fünf Jahren, dass er überhaupt krankheitsbedingt fehlte.»

Vermutlich wird Beat H. nun für lange Zeit nicht mehr an die Arbeitsstelle zurückkehren. Nach seiner Bluttat rief der Sohn selbst die Polizei. Er wurde an Ort und Stelle festgenommen. Motiv und Tatablauf sind nun Gegenstand der Ermittlungen. Rund um den Tannhof wird das Leben nicht mehr dasselbe sein. Gemeindepräsident Charly Freitag: «Man kennt sich im Dorf. Es tut weh.»

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