Gestern kurz vor 14 Uhr wurde der Cisalpino von Mailand nach Basel kurz nach der Ausfahrt aus dem Bahnhof Luzern zum Schief-Alpino (BLICK berichtete). Seither ist der Bahnhof für alle Züge gesperrt, die SBB raten von Reisen über Luzern ab.
Als Luzerner, der täglich nach Zürich pendelt, fragte ich mich daher bereits gestern Abend: Wie zum Teufel komme ich jetzt in die Redaktion?
Heute Morgen um 5.45 Uhr dann die erste Ernüchterung: Auch 14 Stunden nach der Entgleisung beim berüchtigten Flaschenhals geht am Bahnhof Luzern noch immer nichts.
Der Bahnhof – wie ausgestorben
Von aussen sieht zwar alles aus wie sonst. Das grelle Licht ist an, die ersten müden Pendlergesichter tauen langsam auf, der gut gelaunte Brezelkönig-Verkäufer am Eingang bewirbt munter Brötli und Kaffee.
Ein Blick ins Innere verrät aber: Die Züge stecken bis auf weiteres fest. Der Bahnhof – wie ausgestorben.
Rot unterlegt prangt auf der grossen digitalen Anzeigetafel eine Meldung. «Unterbruch: Der Bahnhof Luzern ist für den Bahnverkehr unterbrochen. Es verkehren Ersatzbusse ab Europaplatz vor KKL.»
Also auf zum Kultur- und Kongresszentrum, 100 Meter östlich der Gleise. Dort bietet sich den Luzernern ein ungewöhnlicher Anblick. Der Europaplatz wurde kurzerhand zum Busdepot umfunktioniert. Rund zehn Bahnersatz-Busse stehen um den berühmten Wagenbachbrunnen in der Warteschleife.
Mit dem Bus zum Bahnhof Ebikon
Ein Helfer der SBB mit Megafon und oranger Weste lotst die wartenden Pendler zu den bereitstehenden Extrabussen. Ich stelle mich in die schnell wachsende Schlange der Pendler, die in Richtung Zug/Zürich weiter wollen. Hektik? Fehlanzeige. Gedränge? Nur wer selbst ellbögelt.
Nach rund zehn Minuten Wartezeit ist es für mich und meine Mitpendler dann so weit. Der Mann mit der orangen Weste brüllt ins Megafon: «Alle in Richtung Zug, Thalwil, Zürich.» Mit dem Bus fahren wir nach Ebikon LU, wo wir dann in den Extrazug Richtung Zürich HB umsteigen.
Ob mein Busfahrer einer jener pensionierten Chauffeure ist, die extra aufgeboten wurden, weiss ich nicht. Der Bus ist rappelvoll.
Zu meiner Verblüffung und der vieler meiner Mitpendler komme ich mit nur zehn Minuten Verspätung in Zürich an. So mühsam die Umleitung mit Extrabussen via Ebikon war, so gut klappte der Notfallplan von Bahn und den Verkehrsbetrieben.
Kompliment, liebe SBB! Kompliment, liebe VBL!