Beat S. (22) wurde in der RS gequält. Letzte Woche standen seine Peiniger vor Gericht
«Gut, hat man sie verurteilt»

Jetzt spricht das Opfer der Quäl-Rekruten, Beat S. (22). «Ich bin froh, dass die Täter für ihr Verbrechen verurteilt wurden», sagt er. Der Soldat bleibt stark und tritt heute sogar seinen ersten WK an.
Publiziert: 05.12.2016 um 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 18:33 Uhr
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Leistet nun WK: Minenwerfer Beat S. wurde in der RS von Kameraden gequält – und liess sich das nicht bieten.
Foto: Toini Lindroos
Anian Heierli

Sie haben ihn gefesselt, geschlagen und gequält: Minenwerfer Beat S. (22) litt stark unter der brutalen Attacke und der «Penis-Taufe», die er in seiner Rekrutenschule mitmachen musste. Einige seiner angeblichen Kameraden erniedrigten ihn im Juli 2014 im Truppenlager Elm GL. Sie fotografierten und filmten den kranken Übergriff mit dem Handy und verschickten die Bilder per Whatsapp.

Auch ein Tessiner Rekrut wurde überwältigt und mit einem Weisslicht geblendet. Das Militärgericht verurteilte die sieben Angeklagten am Freitag in den schweren Fällen wegen Angriffs, Freiheitsberaubung und Nötigung. Sie kassieren bedingte Geldstrafen und Bussen zwischen 700 und 2750 Franken (BLICK berichtete). Die Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

«Aus Angst musste ich schreien»

Heute kann Beat S. wieder etwas lächeln. «Ich bin einfach nur froh, dass die Täter für ihre Verbrechen verurteilt wurden», sagt er zu BLICK. In seinem Fall sind es die Soldaten Björn W., Bernard N. und Timon W.

Die drei haben Beat S. nachts im Bett überwältigt: Sie zogen ihm einen Schuhsack mit der Aufschrift «Ratte» übers Gesicht, fesselten ihn mit Kabelbindern. «Ich war im Tiefschlaf», sagt Beat S. leise. «Aus Angst musste ich schreien.» Trotzdem machten die Angreifer weiter. Sie schlugen das wehrlose Opfer in den Bauch. Als Krönung kam es zur berüchtigten «Penis-Taufe»: Einer hielt ihm das Glied über den Kopf. «Die Bilder haben sie danach mit dem Handy herumgeschickt», sagt Beat S. 

Täter zeigen keine Reue

Nach dem Übergriff leidet der Glarner an Schlafstörungen, Panikattacken und plötzlicher Atemnot. Aus Angst vor weiteren Übergriffen meldet er den Vorfall erst vier Wochen später, kurz vor RS-Ende. «Der Kommandant schaltete sofort die Militärpolizei ein», sagt Beat S. Aus seiner Sicht handelte sein Vorgesetzter korrekt: «Für mich bleibt die Schweizer Armee eine gute Sache.» Aber: «Diese Weicheier haben mir meine RS zerstört.»

Die Täter zeigen bis heute keine Reue, haben sich nie entschuldigt. Im Gegenteil, einer der Verurteilten drohte ihm sogar vor der Verhandlung auf Facebook: «Ein Tipp. Zieh die Anzeige zurück. Im Leben kommt alles retour.» Doch Beat S. lässt sich nicht einschüchtern. Heute tritt er sogar seinen ersten WK an. Seine Peiniger sind nicht dabei.

* Namen der Redakion bekannt

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