Am Bahnhof Luzern läuft seit gestern 13.58 Uhr nichts mehr. Ein Cisalpino vom Typ ETR 610 sprang bei der Ausfahrt aus dem Bahnhof aus den Gleisen, legte den Strom lahm und brachte den gesamten Bahnverkehr zum Erliegen – bis nächsten Montag.
Derweil wird mit Hochdruck die Unfallursache ermittelt. Nachdem die entgleisten Waggons heute Morgen geborgen worden waren, sichtete die unabhängige Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (Sust) die Unglücksstelle.
«In einer ersten Sichtung der Unfallstelle gab es nichts Augenfälliges, das auf die Unfallursache hindeuten könnte», sagt Christoph Kupper, Betriebsleiter Bahn und Schiff der Sust. Er geht davon aus, dass die Untersuchung länger dauern wird.
Spuren an der Weiche entdeckt
Gegenüber BLICK äusserten jedoch zwei Bahnexperten die Vermutung, dass es Fehler im Zusammenspiel zwischen einer Kreuzweiche sowie den Radsätzen am vierten Waggon geben musste. Die Folge: Ein Waggon sprang bei der Weiche auf ein anderes Gleis und wurde danach zurückgeschleudert.
Kupper bestätigt, dass entsprechende Untersuchungen laufen: «Wir können bestätigen, dass es Spuren in diesem Bereich gibt und wir entsprechende Daten aufgenommen haben.»
Auch werde überprüft, ob die Weichen im Gleisfeld ausreichend gut gewartet wurden. Diese seien «wichtige Schnittstellen» und benötigten besondere Aufmerksamkeit.
Nofall-Fahrplan gilt noch bis mindestens Sonntag
Gleich tönt es von den Bahnexperten, die namentlich nicht genannt werden möchten. Beide betonen, dass Einsparungen beim Bahnunterhalt solche Unfälle begünstigen. «Das Problem ist, dass immer weniger Gleisarbeiter immer mehr Arbeit in kürzerer Zeit erledigen müssen», erklärt ein Experte, der im Gleisunterhalt tätig ist.
Wie lange die Behebung des Schadens dauern wird, ist unklar. Die SBB gaben heute Mittag bekannt, dass der Notfall-Fahrplan noch bis mindestens Sonntag gilt. Freuen dürfen sich hingegen die Pendler der Zentralbahn: Die Strecke zwischen Luzern und Horw LU wurde heute wieder eröffnet.