Der Angeklagte Flavio G.* (69) verdiente gutes Geld. Als Architekt einer grossen Schweizer Privat- und Schönheitsklinik kassierte er 180'000 Franken pro Jahr. Anscheinend nicht genug. Denn: Er soll massiv Schmiergelder für Bauaufträge eingesackt haben. Die Staatsanwaltschaft klagt wegen Betrug, Privatbestechung, Urkundenfälschung und ungetreuer Geschäftsordnung.
Gestern stand G. dafür vor dem Kriminalgericht Luzern. Er schweigt zu den Vorwürfen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Das Gericht muss nun klären: Ist Flavio G. korrupt? Zumindest für Staatsanwalt Christian Walker ist der Fall klar. Er fordert ein Jahr Knast und zwei weitere auf Bewährung. Seinem Antrag folgen die Anwälte der Privatklinik. Diese wusste nichts vom pikanten Zusatzverdienst ihres Architekten.
Klinik spricht von 846'000 Franken Schmiergeld
Die Staatsanwaltschaft spricht von rund 777'000 Franken Schmiergeld, die Klinik sogar von 846'000. Laut Klägern lief es wie folgt ab: G. genoss grosses Vertrauen als Hausarchitekt. Zwischen 2008 und 2013 spielte er den Bauherrenvertreter. Er vergab Aufträge an Firmen, die ihm dafür Schmiergeld zahlten. Für das Geld stellte er fiktive Rechnungen. Dutzende Belege dafür sind vorhanden.
Eine Gebäudetechnik-Firma zahlte ihm für das Planen von Fluchtwegen auch Geld aufs Privatkonto. Als das Gericht nachbohrt, antwortet der Architekt: «Ich war freischaffend. Die Klinik hat mich ausgenutzt. Bei jedem Auftrag kam mehr Arbeit dazu, doch das Honorar blieb gleich.» Diese Geschichte kauft ihm der Staatsanwaltschaft nicht ab: «Er stellte fiktive Rechnungen, für die nie eine Leistung bestand.»
Drei Firmen geben alles zu
Der Staatsanwalt zitiert belastendes Material aus den Akten. Ein Geschäftsführer, der für Aufträge zahlte, sagte den Ermittlern: «Ich wusste, dass die Zahlungen nicht rechtmässig waren. ‹Schmiergeld› ist hart ausgedrückt. Doch letztlich war es genau das.» Insgesamt sollen elf Firmen aus der Deutschschweiz illegal die Taschen des Angeklagten gefüllt haben. Drei von ihnen sind geständig – und akzeptieren den Strafbefehl wegen mehrfacher Privatbestechung.
Als das Gericht den Angeklagten mit Vorwürfen konfrontiert, heisst es jeweils: «Keine Aussage.» Oder: «Ich halte an meinen bisherigen Aussagen fest.» Und: «Das ist Privatsache.» Sein Verteidiger plädiert auf Freispruch in allen Punkten. Er kritisiert die lange Verfahrensdauer: «Das Gericht brauchte seit der Anklageerhebung zwei Jahre bis zur Verhandlung!»
Verteidigung sagt: «Der Strafbefehl ist ungültig»
Er zweifelt vor allem an der Gültigkeit des Strafbefehls und zitiert ein Bundesgerichtsurteil, wonach nur Mitbewerber wegen unlauteren Wettbewerbs klagen dürfen: «Die Klinik ist kein Mitbewerber, deshalb ist der Strafbefehl ungültig.» Er fordert die Freigabe der Konten seines Mandanten und eine Entschädigung für die 32 Tage U-Haft. Das Urteil folgt in den kommenden Tagen.
*Name geändert
Mehrere Firmen sollen laut Anklage Schmiergelder an den Architekten Flavio G.* (69) gezahlt und dafür im Gegenzug Bauaufträge erhalten haben. Als BLICK am Prozesstag einige von ihnen kontaktiert, werden nur Ausreden gesucht – die Vorwürfe totgeschwiegen.
«Unser damaliger Chef wurde entlassen», heisst es bei einer Firma in Rothrist AG. Und: Der neue Boss sei in den Ferien. Er wolle wohl sowieso nichts sagen.
Ein Unternehmen in Olten SO, das heute einen neuen Namen trägt, will auch keine Stellung nehmen – der Fall sei ja Jahre her.
Eine Mitinhaberin einer Ex-Firma in Adliswil ZH gibt zu, dass sie eine Busse von mehreren Tausend Franken erhalten, sie aber weitergezogen habe. Nach Rücksprache mit ihrem Anwalt: keine Auskunft mehr.
Der Chef einer Bude in Bellach SO will auch nicht reden. Man habe sich längst mit dem damaligen Auftraggeber von G. geeinigt.
In Rothenburg LU hat die betroffene Firma den fehlbaren Mitinhaber entlassen, nachdem alles aufgeflogen war. Auch hier: kein Interview.
Der Chef einer Firma in Aarburg AG, die auch geschmiert haben soll, winkt ab: «Das habe ich nicht getan.» Auf Nachfrage auch hier: «Keine Auskunft.»
In Stans ist niemand zu erreichen. Firmen in Schönenwerd SO und Oberdiessbach BE rufen nicht zurück.
Fazit: Niemand will öffentlich mit G. in Verbindung gebracht werden. Seine Aufträge sind ja längst im Sack. (Ralph Donghi)
* Name geändert
Mehrere Firmen sollen laut Anklage Schmiergelder an den Architekten Flavio G.* (69) gezahlt und dafür im Gegenzug Bauaufträge erhalten haben. Als BLICK am Prozesstag einige von ihnen kontaktiert, werden nur Ausreden gesucht – die Vorwürfe totgeschwiegen.
«Unser damaliger Chef wurde entlassen», heisst es bei einer Firma in Rothrist AG. Und: Der neue Boss sei in den Ferien. Er wolle wohl sowieso nichts sagen.
Ein Unternehmen in Olten SO, das heute einen neuen Namen trägt, will auch keine Stellung nehmen – der Fall sei ja Jahre her.
Eine Mitinhaberin einer Ex-Firma in Adliswil ZH gibt zu, dass sie eine Busse von mehreren Tausend Franken erhalten, sie aber weitergezogen habe. Nach Rücksprache mit ihrem Anwalt: keine Auskunft mehr.
Der Chef einer Bude in Bellach SO will auch nicht reden. Man habe sich längst mit dem damaligen Auftraggeber von G. geeinigt.
In Rothenburg LU hat die betroffene Firma den fehlbaren Mitinhaber entlassen, nachdem alles aufgeflogen war. Auch hier: kein Interview.
Der Chef einer Firma in Aarburg AG, die auch geschmiert haben soll, winkt ab: «Das habe ich nicht getan.» Auf Nachfrage auch hier: «Keine Auskunft.»
In Stans ist niemand zu erreichen. Firmen in Schönenwerd SO und Oberdiessbach BE rufen nicht zurück.
Fazit: Niemand will öffentlich mit G. in Verbindung gebracht werden. Seine Aufträge sind ja längst im Sack. (Ralph Donghi)
* Name geändert