Nach Skandal in Uganda
LafargeHolcim stehen weiter Forderungen wegen Kinderarbeit ins Haus

Der Zementhersteller LafargeHolcim ist mit Forderungen wegen Kinderarbeit konfrontiert. Zwei Jahre nach Aufdeckung des Kinderarbeits-Skandals in Uganda hat LafargeHolcim laut Hilfswerken noch nichts unternommen, um Opfern zu helfen.
Publiziert: 08.05.2018 um 08:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:35 Uhr
LafarageHolcim hat laut NGO bis Ende 2016 Rohstoff aus handwerklichem Abbau verarbeitet. In diesen Minen in der Region Harugongo im Südwesten von Uganda arbeiten Kinder und Jugendliche mit.
Foto: Club TLC

Die Hilfswerke «Brot für alle» und «Fastenopfer» fordern den Zementkonzern anlässlich der Generalversammlung (GV) vom Dienstag in Dübendorf ZH dazu auf, seine Verantwortung endlich wahrzunehmen.

Wie sie bereits an der GV vor einem Jahr monierten, hätten LafargeHolcim und sein Zulieferer bis im Herbst 2016 in Uganda rund 150 Kinder ausgebeutet. Seit Januar 2017 kaufe die schweizerisch-französische Firma den Rohstoff nur noch aus mechanisierten Steinbrüchen, die nur erwachsene Arbeitskräfte beschäftigten.

Skandal in Uganda

Die Kinderarbeit aufgedeckt hatte vor zwei Jahren die französische «Le Monde». Konkret ging es um den Abbau von Pozzolan, einen Hilfsstoff zur Zementproduktion. Eine Untersuchung der Schweizer Hilfswerke mit der Partnerorganisation vor Ort ergab, dass die meisten befragten Kinder Verletzungen erlitten, weil die Arbeit sehr gefährlich war.

Dass LafargeHolcim und die Zulieferer seit Januar 2017 nichts mehr aus dem handwerklichen Abbau bezogen haben, reicht den Hilfswerken nicht. Da der Konzern jahrelang auf Kosten von Kindern und Jugendlichen profitiert habe, solle er die jungen Menschen unterstützen, damit sie fehlende Schuljahre und Ausbildungen nachholen könnten, forderten sie.

Hilfe bisher ausstehend

Schon letztes Jahr stieg LafargeHolcim nicht direkt auf die vorgeschlagene Wiedergutmachung ein und wies die Vorwürfe zurück. Kontrollbesuche in den betroffenen Steinbrüchen hätten keine Verfehlungen gezeigt.

Allerdings räumte der Konzern ein, dass eine Kontrolle des Corporate-Responsibility (CSR)-Programms ergeben habe, dass nur wenige CSR-Aktivitäten in der betroffenen Region Harugongo durchgeführt würden. Deshalb seien diese verstärkt worden.

LafargeHolcim sei dabei, mit dem Bau von Sanitäranlagen für Kinder in der Harugongo Primary School zu starten, hiess es. Zudem wollte das Unternehmen bis Sommer 2017 eine Absichtserklärung für eine Partnerschaft mit den lokalen SOS Kinderdörfern unterzeichnen.

Die geforderte Hilfe ist laut NGO bisher nicht eingetroffen. Ehemalige Kinderarbeiter sagten, LafargeHolcim habe nichts unternommen, um ihnen zu helfen, teilten die Hilfswerke mit, die kürzlich für Video-Interviews vor Ort waren.

Zwar habe der Zementkonzern einige Toiletten in einer Schule gebaut und Programme zur Gesundheitsberatung und Einkommenssteigerung von Familien lanciert. «Die ehemaligen Kinderarbeiter stehen aber noch immer ohne Hilfe und berufliche Perspektiven da», teilten die Hilfswerke mit.

Der Zementkonzern müsse die Verantwortung für die Kinderarbeit anerkennen und die früheren Kinderarbeiter unterstützen, so die Hilfswerke. Der Fall LafargeHolcim verdeutliche, dass die Sorgfaltspflicht von Konzernen gesetzlich geregelt werden müsse, wie dies die Konzernverantwortungsinitiative vorsehe.

LafargeHolcim wehrt sich gegen Vorwürfe

Auf die neue Kritik dementierte LafargeHolcim den Vorwurf der Kinderarbeit erneut. Laut Lafarge-Holcim-Sprecher Eike Meuter haben seit letztem Jahr über die Installation der Sanitäranlagen hinaus, rund 50 Haushalte am SOS-Kinderprogramm teilgenommen. Weitere 100 kämen als nächstes dran. Ausserdem wurden 300 weitere Haushalte an Dorfsparverbände und Dorfkreditverbände angeschlossen.

Umgesetzt werden die Programme von der ugandischen Tochter Hima Cement. Sie gehörte zu Lafarge, bevor diese 2015 mit Holcim zu «LafargeHolcim» fusionierte.

Der Vorwurf der Kinderarbeit ist ein Problem unter grösseren, mit denen sich LafrageHolcim derzeit herumschlägt. Das Verfahren im Zusammenhang mit den Schutzgeldern, die LafargeHolcim in Syrien an bewaffnete Gruppen, darunter auch den «Islamischen Staat», bezahlt haben soll, ist noch nicht abgeschlossen.

Gemäss dem Nachhaltigkeitsbericht der Firma wurden in den Risikoländern alle exponierten Mitarbeiter in Sanktions-Compliance geschult. Betreffend Menschenrechten startete der neue Konzernchef Jan Jenisch ein Programm zur Einhaltung von Menschenrechten, das bis 2020 in allen Ländern eingeführt werden soll. (SDA)

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