Deshalb fährt Ivan Richner auf dem Trottoir
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200-Franken-Busse:Deshalb fährt Ivan Richner auf dem Trottoir

Zeitungsverträger Ivan Richner kann wieder lachen
BLICK-Leser bezahlt Blödsinn-Busse in Bülach

Ivan Richner (48) verteilt Zeitungen, um sich einen kleinen Zustupf zu verdienen. Weil er nachts beim Ausliefern ein Trottoir befahren hatte, müsste er 200 Franken Busse zahlen. BLICK-Leser Sanjee Sathasivam (27) und seine Arbeitskollegen werden diese übernehmen.
Publiziert: 22.05.2019 um 23:19 Uhr
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Aktualisiert: 24.01.2024 um 00:07 Uhr
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BLICK-Leser Sanjee Sathasivam (27) und seine Arbeitskollegen von der Kolumbus Immobilien AG übernehmen die Busse für Richner. Hier hält er symbolisch das 200er-Nötli in der Hand.
Foto: Zvg
Martin Bruhin

Ivan Richner (48) aus Höri ZH muss jeden Rappen zweimal umdrehen. Darum steht er sechs Mal pro Woche um drei Uhr morgens auf, um Zeitungen zu verteilen. Das gibt ihm einen kleinen Zustupf zu den Einnahmen, die er mit seiner Imbissbude verdient. Weil er nachts beim Verteilen der Zeitungen ein Trottoir befahren hatte, muss er nun 200 Franken Busse zahlen. Für Richner viel Geld: «Wenn man das umrechnet, habe ich eine Woche lang umsonst Zeitungen verteilt.»

In den Kommentaren zum BLICK-Artikel über den Bussen-Blödsinn häufen sich die Zusprüche für Richner. Leser Sanjee Sathasivam (27) aus Studen BE meldet sich bei der Redaktion: «Meine Arbeitskollegen und ich werden die Busse bezahlen.»

BLICK-Leser regen sich über Amtsschimmel auf

Als Sathasivam den Artikel über Richner las, konnte er es nicht glauben. «Ich finde es eine Frechheit, dass jemand, der so hart arbeitet, wegen einer Bagatelle bestraft wird», sagt er zu BLICK.

Seine Arbeitskollegen und er waren sich sofort einig: Sie werden Richner helfen. Denn: «Jeden Morgen, wenn wir zur Arbeit kommen, sind die Zeitungen bereits da. Alle Verträger leisten eine tolle Arbeit – bei Wind und Wetter. Das schätzen wir sehr», sagt Sathasivam. 

Sathasivam war der Erste, der sich in der Redaktion gemeldet hatte – aber bei weitem nicht der Einzige. Viele Leser erklärten sich bereit, die Busse für Richner zu bezahlen.

Verträger gerührt von so viel Anteilnahme

BLICK kontaktiert Richner, um ihm die guten Neuigkeiten mitzuteilen. Diesem verschlägt es im ersten Moment fast die Sprache: «Mir ging es nie darum, dass jemand die Busse für mich bezahlt.» Es sei ihm ums Prinzip gegangen, sodass endlich mal etwas gemacht werde. Trotzdem freut sich Richner sehr über die finanzielle Unterstützung: «Ich möchte mich herzlich bei Herrn Sathasivam bedanken. Damit hätte ich nicht gerechnet.» Richner hofft nun, dass er ab sofort von den Blödsinn-Bussen verschont bleibt. 

Diese Kamera sieht alles

Ivan Richner (48) wurde an der Feld­strasse in Bülach ZH von einer Verkehrsüberwachungskamera erwischt. Sie war eigentlich installiert worden, um fehl­bare Autofahrer zu knipsen, die falsch in die Einbahnstrasse fahren. Für Bülachs GLP-Gemeinderat Daniel Wülser ist die 200-Franken-Busse daher ein Unding. Seiner Ansicht nach hatte Richner ­einfach nur «Pech», weil sein Nummernschild zu sehen war. «Wenn ein Velofahrer auf dem Trottoir fährt, passiert ihm nichts. Das ist doch Willkür», ärgert sich der Gemeinderat.

In der Tat erfasst die Kamera keine Velos. «Die Kamera reagiert auf Kontrollschilder in Bewegung», so Atilla Uysal von der Stadtpolizei Bülach zu BLICK. Dann schiesse sie ein Foto, das anschliessend der Polizei übermittelt wird. Die Beamten würden dann die Aufnahmen administrativ verarbeiten und «im Falle von Übertretungen reguläre Ordnungsbussen ausstellen», so Uysal. Wülser hat dafür kein Verständnis: «Die neue Kamera an der Feldstrasse in Bülach-Süd ist für fehlbare PW-Lenker, aber sicher nicht für eine solche ­Bagatelle!»

Ivan Richner (48) wurde an der Feld­strasse in Bülach ZH von einer Verkehrsüberwachungskamera erwischt. Sie war eigentlich installiert worden, um fehl­bare Autofahrer zu knipsen, die falsch in die Einbahnstrasse fahren. Für Bülachs GLP-Gemeinderat Daniel Wülser ist die 200-Franken-Busse daher ein Unding. Seiner Ansicht nach hatte Richner ­einfach nur «Pech», weil sein Nummernschild zu sehen war. «Wenn ein Velofahrer auf dem Trottoir fährt, passiert ihm nichts. Das ist doch Willkür», ärgert sich der Gemeinderat.

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