Hier schlendert der Wolf durchs Maggiatal
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Keine Scheu vor dem Menschen:Hier schlendert der Wolf durchs Maggiatal

Wolf im Maggiatal – Bürger und Gemeinde drohen mit Selbstjustiz
«Wir sollten Scharfschützen anheuern»

Kaum eine Tessiner Region ist so von Rissen betroffen wie das Maggiatal. Als ein Wolf auch noch durch die Dörfer streift, platzt dem Gemeinderat der Kragen. Die Gemeinde droht in einem Wutbrief dem Kanton mit eigener Initiative gegen die Raubtiere.
Publiziert: 20.03.2023 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 21.03.2023 um 15:00 Uhr
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Armando Donati (78) ist der kantonale Präsident des Vereins Schweiz zum Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren. Er beobachtet, wie rasant sich der Wolf im Tessin ausbreitet. «Die Risse haben sich in nur einem Jahr verzehnfacht», sagt der Pensionär aus Broglio TI.
Foto: Myrte Müller
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Das mulmige Gefühl will nicht weichen. Am 28. Februar trottete ein Wolf am helllichten Tag durch drei Dörfer im Maggiatal. Er lässt sich weder von Menschen, die ihn aus nächster Nähe fotografieren, noch von Autofahrern, die ihm auf der Strasse folgen, ihn filmen und ihm zupfeifen, irritieren. Ob das Tier nur auf Wanderschaft ist oder sich im Territorium einrichtet, weiss niemand. «Im Ortsteil Boschetto wurde gerade ein gerissenes Schaf gefunden», sagt Fausto Rotanzi (60), Gemeindesekretär von Cevio TI. Ist der Räuber noch immer im Siedlungsgebiet?

Die Frage macht nervös. «Unsere Kinder und Senioren sind bedroht. Der Wolf reisst nicht nur unsere Tiere, er ist ein Sicherheitsproblem geworden», sagt Rotanzi. «Wir sind verantwortlich für den Schutz der Bürger. Wenn der Kanton nicht endlich reagiert, nehmen wir die Sache in die Hand.» Möglich sei der Einsatz von Polizeipatrouillen oder von Sicherheitspersonal. Auch an Treibjagden sowie Vergrämungsaktionen wird gedacht. «Der Wolf muss aus unserem Tal verschwinden», sagt der Gemeindesekretär.

«Auf der Alp hat es jetzt ein Wolfsrudel»

Er bedrohe direkt die Talbewohner und zerstöre die traditionelle Bergwirtschaft. «Wenn die Bauern aufgeben, dann gibt es keine regionalen Milch- und Fleischprodukte mehr. Niemand wird mehr die Alpenlandschaft pflegen», sagt Rotanzi. In einem scharfen Brief an den Staatsrat fordert die Gemeinde am Donnerstag, dem 2. März, endlich klare Kante vom Kanton. Bislang erhielt sie noch nicht einmal eine Antwort.

Der Hof ist sein ganzer Stolz: Matteo Ambrosini (25) hat Milchkühe, Kälbchen, Pferde und Ponys in Cevio TI. Auf einer Weide in Bignasco TI hält er Ziegen. «Normalerweise ziehe ich im Sommer mit meinen Ziegen und denen meines Bruders auf die Alp im Onsernonetal», sagt der Jungbauer, «dort hat es jetzt ein Wolfsrudel.» Er sehe schwarz für Zukunft seines Hofs. Für Ambrosini gibt es kein Wenn und Aber. «Der Wolf muss abgeschossen werden, wenn er uns zu nahe kommt.»

Zahl der Risse in einem Jahr verzehnfacht

Das gesamte Tessin sei betroffen, sagt Armando Donati (78), kantonaler Präsident des Vereins Schweiz zum Schutz der ländlichen Lebensräume vor Grossraubtieren, und die Zahl der Wölfe steige exponentiell in einem rasanten Tempo, «seit Anfang 2022 haben sich die Risse auf über 300 gut verzehnfacht». Die Regierung habe längst die Kontrolle verloren, so Donati. Bern müsse das Steuer herumreissen und erlauben, dass die Wolfspopulation in der Schweiz stark dezimiert wird, sonst würden die Bauern selbst zur Flinte greifen. «Das höre ich auf jeder Versammlung», sagt Donati, «und die Bauern haben recht. Bedroht der Wolf ihre Existenz, handeln sie schliesslich in Notwehr.»

Viehbauer Giorgio Dazio (64) aus Fusio TI wird noch deutlicher: «Wir, im Tal, müssen uns organisieren, wenn nötig Scharfschützen engagieren und den Wolf jagen. Ich bin seit 53 Jahren auf der Alp. Ich hätte mir früher nie träumen lassen, dass uns einmal Wölfe bedrohen.»

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