Das Verbrechen wurde am 6. Juni 1976 von einer Passantin bei einem Ferienhäuschen im «Bannwald» bei Seewen entdeckt. Der Polizei bot sich ein schreckliches Bild: Auf dem Vorplatz lag die Leiche einer Frau, eingewickelt in eine Decke. Im Innern wurden vier weitere Tote gefunden. Sie alle waren am Pfingstsamstag, aus nächster Nähe mit Kopfschüssen getötet worden. Bei den Opfern handelte es sich um die Besitzer des Häuschens, ein Ehepaar im Alter von 62 und 63 Jahren, eine 80-jährige Verwandte des Mannes sowie ihre beiden Söhne im Alter von 49 und 52 Jahren.
Tatwaffe war ein Gewehr vom Typ Winchester mit Kaliber 38 Spezial oder 357 Magnum. Doch weder die Nachforschungen zur Waffe, noch das im Baselbiet gefundene mutmassliche Fluchtfahrzeug sowie die zahlreichen Befragungen und Hinweise führten zur Klärung des fünffachen Mords. Kurz vor Ablauf der 20-jährigen Verjährungsfrist gelangten die Untersuchungsbehörden mit einem weiteren Fahndungsaufruf an die Öffentlichkeit – ohne Erfolg.
Die kleine Sensation ereignete sich drei Monate später, am 2. September 1996: Beim Umbau einer Wohnung in Olten entdeckte ein Handwerker hinter der Küchenkombination eine abgesägte Winchester Replica, einen abgelaufenen Pass und weitere Dokumente. Zweifelsfrei identifizierte die Polizei das Gewehr als Tatwaffe des Mordfalls in Seewen.
Die Dokumente lauteten auf den Namen Carl Doser, der zur Tatzeit 29 Jahre alt gewesen war. Die Ermittler fanden aber weder eine Verbindung Dosers zu den Ermordeten noch ein Tatmotiv. Doser hatte sich bereits 1977 ins Ausland abgesetzt. Über Interpol und mit einem von der US-Bundespolizei FBI um 20 Jahre gealterten Fahndungsbild auf der halben Welt nach ihm gesucht. Eine Spur tauchte schliesslich 1998 in Kanada auf: Zwei Schweizer Touristen wollten Doser in kanadischen Nationalparks gesehen haben. Doch auch diese bisher letzte Spur verlor sich im Nichts.
Auch wenn die Polizei die aktiven Ermittlungen eingestellt hat – die Hoffnungen auf eine Klärung hat sie auch 30 Jahre nach der schrecklichen Tat noch nicht aufgegeben. Denn die Fahndung sei nicht abgebrochen worden, sagt der Solothurner Kripochef Thomas Zuber.