Der Barmann kennt die Stimmung in dieser Zeit: «Da kommen Männer zu uns, die ich sonst nie sehe. Einsame Typen ohne Familie oder Angehörige. Dazu viele frisch Geschiedene, die nicht alleine zu Hause sitzen wollen.» Für die Damen heisst das: Statt nackter Tatsachen sind bei den traurigen Herren aufmunternde Worte gefragt. Tänzerin Julia (30) aus der Ukraine: «Es wird mehr geredet und weniger getanzt. Wir Frauen werden von Animateurinnen zu Psychologinnen.»
Manche Besucher machen sogar schwere Sinnkrisen durch. Dann macht sich auch Barkeeper Peter Sorgen um seine Gäste: «Einer fragte mal an der Bar: Warum lebe ich überhaupt noch?» Der Barkeeper ist überzeugt: «Was wir hier über die Festtage leisten, ist pure Suizidprävention.»
Doch auch an den Frauen geht der Weihnachtskoller nicht spurlos vorbei. Im Blue Lagoon arbeiten viele Ausländerinnen, hauptsächlich aus der Dominikanischen Republik und aus Osteuropa. Viele haben in der Heimat Kinder und Familie. Tänzerin Julia (30): «Mit dem Kopf bin ich in der Ukraine bei der Familie und meinem Hund. Meiner Mutter wäre es auch viel lieber, wenn ich zu Hause wäre.»
Immerhin stimmt an den Festtagen die Kasse: Schwermütige Kunden trinken mehr. Auf der anderen Seite gebe es häufiger Probleme mit Betrunkenen, sagt Barkeeper Peter.
Ganz ähnlich sind die Festtagserfahrungen im Sauna-Club Palladium in Au SG. Insgesamt sei der Dezember zwar ein sehr guter Monat, sagt Geschäftsführerin Heidi: «Man merkt, dass die Herren ihren dreizehnten Monatslohn bekommen haben.»
Einzige Ausnahme: Die Weihnachtstage. «Die sind für Bordelle keine gute Zeit», sagt Heidi, «erst ab dem 26. Dezember geht es wieder aufwärts.»
Immerhin haben viele Freier jetzt die Spendierhosen an: «Die Frauen bekommen immer wieder Weihnachtsgeschenke. Beliebt sind Pralinés und Parfum – aber auch Schmuck wurde hier schon verschenkt. Eben alles, was Herren einer Dame so schenken.»
Eine Beobachtung fällt dem aufmerksamen Erotik-Insider auf: Über die Festtage steigt der Ausländeranteil in den Etablissements. Blue-Lagoon-Barkeeper Peter: «Es kommen viel mehr Nichtchristen als sonst.»
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