Wirt Urs Pfäffli (60) wurde 2016 von Prügelbande gefoltert, seine Peiniger sind auf freiem Fuss
«Schafft diese Typen doch einfach aus»

Urs Pfäffli (60) wurde vor drei Jahren brutal überfallen. Die Mühlen der Justiz drehen sich zwar, doch der Wirt kann alldem nicht mehr folgen. Er fragt sich, wieso die Verfahren so verkompliziert werden – und ihm dennoch entscheidende Infos fehlen.
Publiziert: 03.09.2019 um 23:36 Uhr
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Aktualisiert: 04.09.2019 um 15:07 Uhr
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Wirt Urs Pfäffli (damals 56) wurde um 12'000 Franken erleichtert. Die Räuber erpressten gewaltsam seinen Tresorschlüssel.
Foto: Gabriela Battaglia
Céline Trachsel
Céline TrachselReporterin

Urs Pfäffli (60) präsentiert einen prall gefüllten Umschlag mit Briefen von der Staatsanwaltschaft. «Schauen Sie mal, was da alles zusammenkommt!», sagt der Wirt. Er wurde 2016 in seiner Rössli-Bar in Bleienbach BE brutal überfallen – seither drehen sich die Mühlen der Justiz. Mehr als langsam.

Drei Täter brachen in seine Beiz ein, fesselten und würgten ihn mit seinem Halstuch. Mit einem grossen Schraubenzieher bedrohten sie den Wirt. «Ich hatte Angst, dass sie mich damit umbringen», so Pfäffli. Also rückte er den Schlüssel zum Tresor heraus. Dort lagen Bargeld und eine Münzsammlung im Wert von 12'000 Franken. «Die Täter hatten den Jackpot geknackt. So viel habe ich normalerweise nicht da. Ich wollte an diesem Tag noch zur Bank, war aber zu faul», sagt Pfäffli weiter.

Nach dem Raub gings ins Puff

Noch in derselben Nacht verjubelten die Täter ihre Beute in Grenchen SO im Puff Tropical. Die Polizei schnappte die Albaner-Bande tags darauf. Pfäffli: «Die Polizisten haben ihre Arbeit gut gemacht. Sie übertölpelten die Täter, indem sie ihnen vorgaukelten, dass im Tropical alles auf Video zu sehen sei. Ein paar der Täter gestanden daraufhin.»

Enttäuscht ist der Emmentaler jedoch von der Justiz: «Jeder kocht dort sein eigenes Süppchen: Ermittler, Staatsanwälte, Verteidiger, Gerichte. Ich verstehe einfach nicht, wieso man diese Typen nicht schnell, einfach und unkompliziert in den Knast stecken und danach ausschaffen kann.» Stattdessen gab es zig unterschiedliche Verfahren.

«Ich habe den Überblick verloren»

Insgesamt waren acht Albaner und Kosovaren an der Tat beteiligt: Als Räuber, Fahrer, Auskundschafter oder Boss. Sechs der Gangster wurden gefasst, zwei dürften noch flüchtig sein. Es kam zu mindestens drei Gerichtsverfahren vor dem Regionalgericht Emmental-Oberaargau und zu Weiterzügen ans Obergericht.

Pfäffli: «Dieser Justiz-Irrsinn macht mich fast verrückt. Ich habe längst den Überblick verloren. Und für jeden eingeschriebenen Brief muss ich zur Post. Ich überfliege den Inhalt nur noch und lege die Umschläge dann zu meiner Sammlung.»

Trotz der Papierflut hat der Wirt von manchen Urteilen gar nichts mitbekommen: Dass der Bandenchef 8,5 Jahre Haft kassierte und am Donnerstag vor Obergericht steht, erfuhr Pfäffli erst vom BLICK – er ist als Privatkläger wohl aus dem Verfahren rausgefallen. «Ich wusste lediglich von drei Tätern, die nur 24 bis 28 Monate erhielten, teilweise bedingt. Zu human – sie versetzten mich schliesslich in Todesangst!»

Wirt hat die Sache abgehakt

Zum Justiz-Irrsinn passt, dass die Berner Behörden keine Auskunft zur Bande geben kann oder will: BLICK-Anfragen bei der Staatsanwaltschaft, beim Regionalgericht Emmental und bei den Vollzugsbehörden blieben unbeantwortet. 

Es war nicht in Erfahrung zu bringen, ob die letzten beiden Bandenmitglieder gefasst sind. Es konnte nicht beantwortet werden, wieso die Verfahren aufgesplittet wurden. Niemand wollte sagen, ob alle der gefassten Täter schon vor einem Richter standen, wie viele der Täter derzeit noch ihre Strafe verbüssen oder allenfalls schon wieder frei oder ausgeschafft sind.

«Mir ist es unterdessen egal», sagt Urs Pfäffli. Er habe sich entschieden, nach vorne zu blicken. «Ich habe heute keine Angst mehr. Unterdessen habe ich eine Frau und wohne nicht mehr alleine über der Beiz. Zudem habe ich nie mehr so viel Geld da.»

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