Die Masche ist zu raffiniert, als die Opfer sie einfach ignorieren könnten. Hunderte, wenn nicht Tausende Schweizer haben in den letzten Wochen seltsame E-Mails bekommen. Schon die Betreffzeile sorgt für den ersten Schock: Sie enthält das persönliche Passwort des Empfängers.
In erlesenem Englisch erklären die Internetkriminellen dann, worum es geht: Sie hätten die Webcam hacken können, als der Besitzer gerade «dirty things» getan habe, schmutzige Dinge. Und man habe ihn dabei gefilmt. Zahle er nicht den angegebenen Betrag in der Internetwährung Bitcoin, werde das Video an Kollegen geschickt oder im Netz veröffentlicht.
SonntagsBlick liegen mehrere solcher E-Mails vor, alle in der letzten Woche versendet, Adressaten sind Frauen wie Männer. Die Erpresser passen ihre Ausdrucksweise dem jeweiligen Geschlecht an.
Passwort aus früheren Lecks
Besonders perfide ist die Pointe mit dem Passwort in der Betreffzeile. Oft ist es schon älter oder aus einem Internet-Account, den man selten braucht. «Die Passwörter stammen von früheren Datenlecks. Sie sollen den Mails zusätzliche Glaubwürdigkeit verleihen», sagt Florian Näf, Sprecher des Bundesamts für Polizei (Fedpol).
Die Täter «behaupten das, um weiter Druck aufzusetzen». Aus allen Schweizer Kantonen hätten ihn Meldungen von solchen E-Mails erreicht, so Näf. «Es gibt eine hohe Dunkelziffer, denn das Thema ist mit viel Schamgefühl behaftet.»
Die Betrüger haben offenbar darauf spekuliert, dass das Passwort zumindest bei einigen der angeschriebenen Personen zur E-Mail-Adresse gehört. Wer von denen tatsächlich mal auf einer Pornoseite gewesen ist, dürfte sich ernsthaft eingeschüchtert fühlen – und aus Angst vor Peinlichkeiten lieber zahlen.
Abgeklebte Webcam hilft
Dabei ist alles ein grosser Bluff! Der Fedpol-Sprecher: «Kompromittierendes Bildmaterial haben die Absender nach unserem Wissensstand nicht.» Viele Nutzer haben heutzutage ihre Webcam zum eigenen Schutz abgeklebt. Selbst wenn sie gehackt würde – was sehr aufwendig ist –, wäre nichts zu sehen.
Dennoch ist wichtig: Auf keinen Fall zahlen! Zuerst sollte man das Passwort ändern und dann das E-Mail den Behörden melden.
Wer bezahlt hat, kann Anzeige erstatten. Die Kantonspolizei Zürich bestätigt, Empfänger hätten dies bereits getan. Aber, so das Fedpol: «Wo die Absender herkommen, lässt sich nur schwer eruieren.» Wie so oft im Internet hilft auch hier nur eines: cool bleiben.
Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) gibt folgende Ratschläge, um sich vor Liebesbetrügern zu schützen:
- Zahlen Sie niemals Geld an Menschen, die Sie nicht persönlich offline kennen. Ganz egal, wie herzerweichend die Geschichte dahinter klingen mag.
- Werden Sie umso misstrauischer, wenn das Geld mittels eines Geldtransfer-Services wie Western Union oder Moneygram überwiesen werden soll. Diese Services werden gerne von Betrügern und Betrügerinnen genutzt, da die Überweisungen nicht nachverfolgt werden können. Sobald das Geld vom Empfänger oder der Empfängerin abgeholt wurde, ist es für immer weg.
- Telefonnummern können gefälscht werden. Ein Telefonanruf von einer Telefonnummer mit Schweizer Vorwahl muss nicht gezwungenermassen aus der Schweiz kommen (Spoofing).
- Stellen Sie kritische Fragen und versuchen Sie, Ihrem Gegenüber auf den Zahn zu fühlen. Hinterfragen Sie die Antworten genau.
- Bleiben Sie so anonym wie möglich. Geben Sie keine Telefonnummer oder Adresse heraus.
- Verschicken Sie keine intimen Bilder oder Videos von sich selbst, die Sie nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen würden. Liebesbetrüger erpressen zahlungsunwillige oder -unfähige Betroffene inzwischen auch mit solchen Aufnahmen (Sextortion).
Die Schweizerische Kriminalprävention (SKP) gibt folgende Ratschläge, um sich vor Liebesbetrügern zu schützen:
- Zahlen Sie niemals Geld an Menschen, die Sie nicht persönlich offline kennen. Ganz egal, wie herzerweichend die Geschichte dahinter klingen mag.
- Werden Sie umso misstrauischer, wenn das Geld mittels eines Geldtransfer-Services wie Western Union oder Moneygram überwiesen werden soll. Diese Services werden gerne von Betrügern und Betrügerinnen genutzt, da die Überweisungen nicht nachverfolgt werden können. Sobald das Geld vom Empfänger oder der Empfängerin abgeholt wurde, ist es für immer weg.
- Telefonnummern können gefälscht werden. Ein Telefonanruf von einer Telefonnummer mit Schweizer Vorwahl muss nicht gezwungenermassen aus der Schweiz kommen (Spoofing).
- Stellen Sie kritische Fragen und versuchen Sie, Ihrem Gegenüber auf den Zahn zu fühlen. Hinterfragen Sie die Antworten genau.
- Bleiben Sie so anonym wie möglich. Geben Sie keine Telefonnummer oder Adresse heraus.
- Verschicken Sie keine intimen Bilder oder Videos von sich selbst, die Sie nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen würden. Liebesbetrüger erpressen zahlungsunwillige oder -unfähige Betroffene inzwischen auch mit solchen Aufnahmen (Sextortion).