Wildtiere
Auf Freiburger Gefängnisareal werden junge Raubvögel verwöhnt

In der Schweiz gibt es wieder Fischadler: Sechs Jungvögel sind aus Schottland in die Region Murtensee gebracht worden. Die jungen Raubvögel werden auf dem Areal des Freiburger Gefängnisses Bellechasse bei Sugiez verwöhnt.
Publiziert: 19.07.2015 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 20:28 Uhr

Die Fischadler seien vor wenigen Tagen auf dem Flughafen Genf angekommen, erzählt Denis Landenbergue vom Westschweizer Verein «Nos Oiseaux». Dieser lancierte das Projekt zu seinem 100-Jahr-Jubiläum.

Die Jungvögel sind ein Geschenk der schottischen Regierung. Zwei sind weiblich, vier männlich. Sie sind zwischen 4 und 5,5 Wochen alt. Sie leben nun auf dem Landwirtschaftsland des Gefängnisses Bellechasse bei Sugiez in Volieren. Erwachsene Fischadler können eine Flügelspannweite von bis zu 170 Zentimetern erreichen.

Der Ort der Wiederansiedlung wurde wegen der Ruhe ausgewählt. Denn aus Sicherheitsgründen ist der Zutritt zu den 350 Hektaren Land von Bellechasse für die Öffentlichkeit verboten. Begeistert von der Neuansiedlung sind die Häftlinge und das Personal von Bellechasse. Die Schreinerei baute die Volieren für die Vögel.

Fischadler (Pandion haliaetus) brüteten in der Schweiz 1914 zum letzten Mal. Wilderer und Eiersammler waren der Grund, dass die Raubvögel danach aus dem Land verschwanden. Immerhin lassen sich Fischadler - sie sind Zugvögel - zuweilen am Himmel beobachten.

Fischadler bleiben aber ihrer Heimat treu. Wenn sie erwachsen sind, kehren sie ins Gebiet zurück, in dem sie sich selbst das erste Mal in die Luft geschwungen haben. Der Verein «Nos Oiseaux» hofft, dass die Wiederansiedlung dank diesem angeborenen Verhalten gelingt. In Grossbritannien, Spanien und kürzlich in Italien war dies der Fall.

Junge Fischadler legen in der Regel zwei bis drei Eier, zuweilen auch vier. Die sechs Jungvögel, die nun nach Bellechasse gekommen sind, stammen aus «Grossfamilien», in denen Jungvögel eingehen können, weil sie von den Altvögeln zu wenig Nahrung erhalten.

Auf dem Gefängnisareal kümmern sich Spezialisten und Freiwillige um die neuen Insassen. Direkte Kontakte zwischen Mensch und Fischadler darf es dabei aber nicht geben. Überwacht werden die Vögel per Webcam. Installiert wurde das einer Sicherheitsagentur würdige technische Überwachungsgerät vom Naturmuseum Freiburg.

Das Futter erhalten sie fünf Mal am Tag aus einer Klappe. Zu fressen gibt es von Fischern der Gegend gelieferten Weissfisch. «Wir zerlegen ihn in kleine Stücke ohne Gräten, wie Sushi», sagt Landenbergue. So würden es auch die Altvögel tun. Fischen lernen die Jungvögel erst, wenn sie nach Süden gezogen sind.

Den Fischadlern scheint es auf dem Landwirtschaftsland von Bellechasse zu behagen. «Es geht ihnen gut», berichtet Wendy Strahm, Biologin und Koordinatorin für das Projekt. Mitte August sollen die Volieren geöffnet werden, damit die Jungvögel in der Umgebung erste Flüge unternehmen können.

Gegen Mitte September sollen sie dann bereit sein für die Reise Richtung Westafrika. In vier Jahren, wenn sie erwachsen sind und wenn sie überlebt haben, werden sie am Murtensee zurückerwartet. «Nos Oiseaux» will mit der gleichen Methode weitere Fischadler in der Schweiz ansiedeln, nämlich in fünf Jahren jedes Jahr ein Dutzend.

Nach dem Storch in den 1950er-Jahren und dem Bartgeier in den 1990er-Jahren ist der Fischadler der dritte Vogel, der in der Schweiz wieder angesiedelt werden soll.

Bevor die Jungvögel in die Schweiz gebracht werden konnten, brauchte es jahrelange Vorbereitung. Der Weg war gespickt mit administrativen Hindernissen. Das Projekt kostet 120'000 bis 150'000 Franken und wird von zwei Stiftungen unterstützt.

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