Wieder Rekord bei Gletscherschmelze
Hitze-Juni setzte Schweizer Gletschern massiv zu

Schon jetzt ist klar: Auch 2019 war kein gutes Jahr für die Schweizer Gletscher. Nach einem kühlen Frühling heizte ihnen der Sommer stark ein.
Publiziert: 15.10.2019 um 09:02 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2020 um 18:18 Uhr
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Auch der diesjährige Sommer hat den Schweizer Gletschern zugesetzt.
Foto: Keystone

Anfangs sah das Jahr 2019 nicht schlecht aus für die Schweizer Gletscher. Der Winter war schneereich und im relativ kühlen April und Mai lag noch mehr Schnee auf den Gletschern als üblich.Doch der zweitwärmste Juni der Schweizer Messgeschichte setzte den Schneemassen massiv zu.

Die Hitzewellen Ende Juni und Ende Juli liessen Schnee und Eis keine Chance. Innerhalb von nur 15 Tagen schmolz so viel davon, dass der Trinkwasserbedarf der Schweiz damit für ein ganzes Jahr gedeckt wäre. Die starke Schmelze hielt bis Anfang September an, wie die Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT) am Dienstag mitteilte.

Noch nie ein derartiger Verlust beobachtet

Insgesamt gingen während der letzten zwölf Monate zwei Prozent des Eisvolumens der Schweizer Gletscher verloren. Aufsummiert für die letzten fünf Jahre beläuft sich der Verlust auf zehn Prozent. In den über 100-jährigen Datenreihen sei noch nie ein derartiger Verlust beobachtet worden, hiess es weiter.

Insbesondere der Verlust kleinerer Gletscher schreitet demnach voran. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind bereits über 500 kleine Gletscher verschwunden, viele davon namenlos. Bis 2050 dürften fast alle kleinen Gletscher der Schweiz verschwunden sein.

Pizolgletscher aus Messnetz gestrichen

Erst kürzlich musste mit dem Pizolgletscher der erste Gletscher, an dem Forschende seit Jahrzehnten regelmässig Messungen durchführten, aus dem Schweizer Gletschermessnetz «Glamos» gestrichen werden. Umweltaktivisten hatten vor einigen Wochen einen Trauermarsch zum sterbenden Gletscher organisiert.

Bei vielen Gletschern ging 2019 die mittlere Eisdicke um ein bis zwei Meter zurück. Dies war beispielsweise beim Silvrettagletscher und beim Glacier de Tsanfleuron der Fall.

Alpensüdseite weniger betroffen

Weniger schlimm traf es einige Gletscher im südlichen Gotthardgebiet. Zum Beispiel verzeichneten der Annafirn und der Ghiacciaio der Basòdino nur relativ geringe Verluste. Im Osten und auf der Alpennordseite hingegen lagen die Verluste 2019 über dem Durchschnitt des vorherigen Jahrzehnts.

Simulationen von Glaziologen der ETH Zürich zufolge dürfte ohne energischen Klimaschutz selbst vom Aletschgletscher bis Ende des Jahrhunderts nicht mehr viel übrig sein. Rund ein Drittel des eisigen Wahrzeichens liesse sich demnach jedoch retten, wenn die Klimaschutzziele des Pariser Klimaabkommens umgesetzt und die CO2-Emissionen rasch und massiv gesenkt würden. (SDA)

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