Frau Rost, wir erleben auch in der Schweiz immer häufiger Hitzewellen. Wie wirkt sich das auf unsere Gesellschaft aus?
Katja Rost: Einerseits lehrt es uns, dass der Klimawandel tatsächlich stattfindet. Bei manchen Menschen, die ihn bisher angezweifelt haben, führt das persönliche Erleben von solchen Ereignissen zu einem Umdenken. Und dann passen wir uns als Menschen naturgemäss auch an die neuen Gegebenheiten an.
Inwiefern?
Wir verschieben unser Leben mehr nach draussen. Gleichzeitig sitzen die Leute dieser Tage kaum mehr an der prallen Sonne, weil es einfach zu heiss ist. Wir installieren mehr Klimaanlagen und ändern unsere Essgewohnheiten, hin zu einer leichteren Küche. Viele Menschen fragen sich auch: Wollen wir überhaupt in den Ferien noch in den Süden fahren, wenn es auch bei uns so heiss ist – oder weichen wir lieber auf nordische Länder aus?
In Zürich testet die Gastrobranche momentan sogenannte mediterrane Nächte: Diverse Beizen bedienen ihre Gäste bis 2 Uhr morgens draussen. Hat das Zukunft?
Man wird sich sicher mehr draussen aufhalten und teilweise auch ein gewisses Lebensgefühl aus anderen, südlichen Kulturen aufnehmen. Allerdings begrenzt und immer innerhalb unserer eigenen Landeskultur. In der Schweiz gelten andere soziale Normen, wie lange man ausgeht oder wie laut es sein darf, als in anderen Ländern. Diese werden sich nicht so schnell ändern.
Und wann führen wir die Siesta ein – bei zunehmenden Hitzewellen wäre das doch keine schlechte Idee?
Viel eher werden wir wo überall möglich Klimaanlagen einbauen. Eine Siesta in der Schweiz? Kaum vorstellbar!