Dass eine Kaltfront im Anzug war, spürte man heute an den warmen Winden, die sie vor sich hertrieb. Bis jetzt konnte man bereits auf diversen Bergspitzen starke Windböen messen. So auf dem Titlisberg knappe 99 Stundenkilometer, auf dem La Dôle 123 km/h, auf dem Pilatus 122, Le Diableretes 115 und auf dem Moléson 160.
Das sei aber noch nicht alles, denn «es wird noch windiger!» sagt Sharon Satz von Meteonews zu BLICK. Im Moment zieht die Kaltfront über die Alpen, von Westen nach Osten. «Am Abend beruhigt sich dann der Wind. Es wird mässig, etwa von 20 bis 40 Stundenkilometer.» Daher warnt die Meteorologin: «Nicht in den Wald gehen und auf exponierten Lagen. Lose Sachen, die herumliegen verstauen oder fixieren!»
Die starken Winde haben am Donnerstagvormittag für chaotische Zustände auf Schweizer Strassen gesorgt. Auf der A1 zwischen Bern und Zürich konnten zwei Lastwagenanhänger den Böen nicht standhalten und kippten um.
Dort kehrte es zwei Anhänger zweier Lieferwagen. Kurz vor der Ausfahrt Oensingen bei Niderbipp passiert es. Der erste Anhänger kippt am Donnerstagvormittag um, mitten auf der Autobahn.
Ein BLICK-Leser erlebt den Unfall live mit, befindet sich selber nur knapp 500 Meter hinter dem Unglücks-Anhänger. «Den hat es einfach von der Autobahn gedrückt. Der hatte keine Chance. Es stürmt zurzeit tierisch, hatte schon Probleme beim Fahren», berichtet er. Verletzt wurde niemand, wie die Kantonspolizei Solothurn bestätigt.
Den nächsten Anhänger kehrt es ganz in der Nähe. Auch in der Westschweiz, zwischen Yverdon und Lausanne, ist am Vormittag ein Lastwagenanhänger umgekippt - möglicherweise spielte auch hier der Wind eine Hauptrolle. Verletzt wurde niemand. Die Autobahn ist zwischen der Verzweigung Essert-Pittet und Chavornay blockiert. Reisenden von Bern in Richtung Lausanne wird die Alternativroute über die A12/A9 empfohlen.
Auch auf verschiedenen Kantons- und Hauptstrassen in der Schweiz ist die Durchfahrt derzeit erschwert. Umgestürzte Bäume sorgen etwa im Berner Oberland, rund um den Neuenburgersee oder in der Region Solothurn/Baselland für Behinderungen.
Der Schiffsverkehr auf dem Boden-, Genfer- und Bielersee ist ebenfalls wegen des Sturms unterbrochen oder eingeschränkt. An den Landesflughäfen Zürich, Basel und Genf ist ebenfalls mit Verspätungen zu rechnen.
Auch am Flughafen Zürich herrschten am Vormittag sehr starke Westwinde. Das Pistenkonzept wurde deshalb umgestellt, wie eine Flughafensprecherin eine Meldung des Onlineportals 20min.ch bestätigte. Mehrere Flugzeuge hatten am Donnerstagmorgen wegen der starken Winde Probleme beim Landen und brauchten dafür mehr als einen Anlauf.
Eine A380, die aus Singapur kam, flog nach drei erfolglosen Landeversuchen nach Frankfurt weiter, wie die Sprecherin weiter sagte.
Die starken Winde haben ebenfalls Einfluss auf den Bahn- und Luftseilbahnverkehr: So war die Strecke zwischen Weissbad AI und Wasserauen AI für den Bahnverkehr unterbrochen. Eingestellt worden ist unter anderem die Luftseilbahn von Kriens LU auf den Pilatus sowie von Adliswil ZH auf die Felsenegg.
Nach dem Sturm wird es kalt. Dann kommt die Kaltfront. «Am Abend wird es kräftig regnen und die Schneefallgrenze sinkt auf 1500 bis zu 1700 Meter», sagt Satz. Bis 13 Uhr sollte sie sich über die gesamte Alpennordseite ausbreiten. Für das Mittelland wurden nur noch Temperaturen von acht Grad erwartet. Meteoschweiz stellt Aufhellungen am Nachmittag in Aussicht und damit einhergehend moderat steigende Temperaturen.
(jmh/na/SDA)
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