Orkanböen, Hagel und Zehntausende Blitze: Am Dienstag und Mittwoch präsentierte sich das Wetter von seiner wilden Gewitter-Seite. Solche dynamischen Wetterlagen sind auch eine Herausforderung für Meteorologen.
Denn: Eine korrekte Prognose wird schwerer, je dynamischer die Wetterlage ist. Blick hat sich von zwei Meteorologen erklären lassen, welche Faktoren die Prognose erschweren können.
Je stabiler die Wetterlage, desto besser ist auch die Prognose
«Im Grossen und Ganzen sind die Prognosen in den vergangenen Jahren besser geworden. Heute erreichen Wetterprognosen für den kommenden Tag eine Eintreffgenauigkeit von rund 90 Prozent, bei drei Tagen in die Zukunft liegt der Wert immerhin bei durchschnittlich 75 Prozent», sagt Michael Eichmann von Meteo News.
Das liegt insbesondere an den verbesserten Daten, die den Meteorologen vorliegen. «Inzwischen sind die Datenflüsse deutlich grösser. Zudem verfügen Rechenzentren über mehr Kapazitäten, um diesen Datenfluss sinnvoll zu verarbeiten», erklärt der Wetter-Experte.
Aber: «Es gibt Wetterlagen, die sich mit höherer Zuverlässigkeit vorhersagen lassen als andere.» Bedeutet konkret: Je stabiler die Wetterlage, desto besser ist auch die Prognose. Knifflig wird es bei dynamischen Wetterlagen – wie in den vergangenen Tagen. Bei einer Gewitterlage im Sommer komme es manchmal vor, dass selbst der folgende Tag schwierig einzuschätzen sei.
«Kleinigkeiten können sich bei solchen Wetterlagen gross auswirken. Das Risiko für eine Fehlprognose ist also grösser», erläutert Eichmann.
«Um welche Zeit und wo genau ein Gewitter vor Ort auftritt, können wir heutzutage noch immer nicht prognostizieren», stellt SRF-Meteorologe Thomas Bucheli (62) fest. Was macht die Gewitter-Prognosen so schwer?
Kurze Lebensdauer ist ein Problem
Zwei bis drei Tage, bevor es zu Gewittern kommen kann, kommen für die Betrachtung der Schweiz feinmaschige Wettermodelle zum Einsatz. Diese berechnen das Wetter mit einem ein Quadratkilometer grossen dreidimensionalen Maschennetz. «Das ist aber immer noch nicht feinmaschig genug, um wirklich jedes Gewitter berechnen zu können», so Bucheli. «Viele Gewitter fallen buchstäblich durch die Maschen. Denn es entscheidet sich oft auf wenigen hundert Metern, ob ein Gewitter entsteht oder nicht», erklärt der Experte.
«Gewitter sind sehr sensibel und reagieren auf kleine regionale Eigenheiten, wie Topografie, Vegetation oder Winde. Gleichzeitig können Gewitter von Nachbargewittern beeinflusst werden», fügt er an. So könne zwischen zwei Gewittern plötzlich ein neues Gewitter entstehen, derweil die anderen zerfallen.
KI als Lösung für die Probleme?
«Gewitterzellen existieren zum Teil nur ein paar Minuten. Die enge räumliche Begrenzung und die kurze Lebensdauer sind beides Faktoren, die bei den meisten Modellen nicht ausreichend dargestellt werden können», ergänzt Eichmann.
Bucheli nennt als eine mögliche Lösung der Probleme das Thema Künstliche Intelligenz (KI). «In Zukunft könnten die Grenzen von Wettermodellen mithilfe von KI verschoben werden», glaubt er. Diese erlaube etwa neue Rückschlüsse aus historischen Wetterdaten.
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